Kirchen werden als Partner der Politik weiterhin gebraucht
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Gut, dass es nach wie vor Politiker gibt, die viel mit dem Christentum anfangen können und die von den Kirchen Gutes erwarten – wie kürzlich der nordrhein-westfälische Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) in einem Interview oder die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) bei einem Empfang.
Diese Erwartung ist aus mehreren Gründen wichtig. Zum einen, weil die Kirchen massiv an Akzeptanz und Glaubwürdigkeit verloren haben. Der Umgang mit den Missbrauchsfällen und vor allem Skandale an der Spitze des Erzbistums Köln wie zuletzt die Zugriffsversuche von Klerikern auf Porno-Webseiten haben immensen Schaden angerichtet. Und das Verhalten von Kardinal Rainer Maria Woelki strahlt bundesweit negativ aus, auch wenn Hasskommentare die falsche Reaktion sind.
Die Kirchen werden gebraucht gerade in Zeiten, in denen der gesellschaftliche Zusammenhalt schwindet. Demokratie ist nicht mehr selbstverständlich, europaweit macht sich seit Jahren Rechtspopulismus breit. In manchen Bundesländern überflügelt die AfD sogar bisherige Volksparteien. Diese gefährliche Entwicklung zeigt sich aktuell an Umfragen aus Bayern, wo sie stärker ist als die SPD oder in Sachsen, wo die AfD mit ihren menschenfeindlichen Auffassungen vorn liegt.
Weiterhin haben die Kirchen die Chance, mit abgewogenen Beiträgen den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die repräsentative Demokratie zu stärken. Sie können mäßigend wirken, wo innenpolitische Debatten an Schärfe zunehmen. Und sie sollten im Gespräch mit Politikern weiter beharrlich ihre Argumente vorbringen, sei es bei der Zuwanderung, der Toleranz im Umgang mit Minderheiten, der Bewahrung der Schöpfung oder beim Lebensschutz. Dass mühsam ausgehandelte Kompromisse selbstverständlich sind, gehört zur Politik.
Verweigerungs- und Blockadehaltungen helfen nicht weiter, weder in der Kirche noch in der Politik. Radikale am rechten Rand, die mit „Zeitgeist“-Gerede bremsen wollen oder im aggressiven Tonfall polemisieren, richten Schaden an – hier wie dort.
Der Autor
Christof Haverkamp ist Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der katholischen Kirche in Bremen und Senderbeauftragter der katholischen Kirche bei Radio Bremen.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.