Bischof Wilmer: Christliches Zeugnis kann nur ökumenisch gelingen
Hildesheims Bischof Heiner Wilmer setzt für die Zukunft des Christentums auf die Zusammenarbeit der verschiedenen christlichen Kirchen. Das christliche Zeugnis in einer hochkomplexen Welt könne nur ökumenisch gelingen, sagte er am Freitag beim Auftakt der "dennoch. Konferenz für Neues in der Kirche" in Hannover. Noch bis Sonntag diskutieren rund 520 Personen über Impulse für die kirchliche Zukunft.
Danach mahnte der Theologe Thomas Arnold die Menschen in der Kirche zu Zuversicht und Tatkraft. "Wir brauchen keine Apokalypse-Junkies", sagte der Direktor der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen am Freitag in Hannover. Welt, Kirche und Glaube – "nichts davon wird noch in zehn Jahren so aussehen wie wir es jetzt kennen". Nun sei die Zeit darüber nachzudenken, wie Kirche künftig für Menschen da sein könne. "Es braucht Tatkraft, Mut, Demut und Empathie."
Aktuell seien viele Menschen entfremdet vom Glauben an Gott, die kommende Generation werde bereits unberührt davon sein, so Arnold. Vor einer solchen Herausforderung habe das Christentum in seiner 2.000-jährigen Geschichte noch nicht gestanden. Seine Heimat Sachsen sei für die Zukunft ein guter Lernort: "Das Phänomen, nichts mehr von Gott wissen zu wollen, wird sich flächendeckend ausbreiten."
Kein Verfall an Wertevorstellungen
Entgegen mancher Meinung drohe durch die Abkehr von Gott jedoch kein außergewöhnlicher Verfall von Wertvorstellungen, sagte Arnold. "Kirchen sind in dieser Zeit weder die einzigen noch die zentralen Werte-Agenturen einer demokratischen Gesellschaft." Ihre Relevanz erhalte Kirche nicht dadurch, dass sie auf Bürgerversammlungen eingeladen werde. Relevant werde sie dann, wenn sie Menschen mit Gott in Verbindung bringe und ihr Leben besser gestalte.
Er riet den Kirchen, der AfD nicht zu viel Raum zuzugestehen. "Wir dürfen nicht über jedes Stöckchen springen, das uns diese Partei gerade hinhält", sagte er. "Lassen wir uns als Christen nicht unsere Erzählungen aus der Hand nehmen, die uns zu eigen sind und unsere Tradition geprägt haben", forderte der Theologe. Die Kirche müsse Menschen dazu motivieren, sich in demokratische Prozesse einzubringen. Dazu gehöre auch, dass man AfD-Wähler nicht von vorneherein in Gemeinden ausschließen dürfe, sondern sie zur Rede stellen müsse.
Die Konferenz wird organisiert vom Bistum Hildesheim, dem Bonifatiuswerk, dem Zentrum für Angewandte Pastoralforschung (zap) an der Ruhr-Universität Bochum und der Organisation Porticus. Neben Deutschland kommen die Teilnehmenden aus Österreich, Norwegen, Dänemark, den Niederlanden, Belgien, Frankreich, den USA und Malaysia. (cph/KNA)