Vor Einweihung der Statue am Domplatz Kenntnis von erster Betroffenenmeldung

Overbeck wusste bei Ehrung von Hengsbach von Missbrauchsvorwurf

Veröffentlicht am 20.09.2023 um 21:15 Uhr – Lesedauer: 

Essen ‐ 2011 wurde eine Statue des ersten Ruhrbischofs Franz Hengsbach feierlich eingeweiht. Bischof Franz-Josef Overbeck hielt die Festpredigt. Nun wurde bekannt: Zu diesem Zeitpunkt wusste er schon von einem ersten Missbrauchsvorwurf. Was nun mit der Statue passiert, ist noch unklar.

  • Teilen:

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hat Anfang August 2011 von einem Missbrauchsvorwurf gegen Kardinal Franz Hengsbach erfahren. Eine entsprechende Mitteilung sei ihm zur Kenntnis zugesandt worden, bestätigte ein Sprecher des Bistums Essen auf Anfrage von katholisch.de. "Ihm wurde zudem mitgeteilt, dass der Vorwurf an die Kongregation für die Glaubenslehre weitergeleitet werden wird", so der Sprecher weiter. Damit wusste Overbeck zum Zeitpunkt der feierlichen Einweihung einer Statue zu Ehren Hengsbachs vor dem Dom von einem Vorwurf. In der ersten Stellungnahme des Bischofs vom Dienstag wurde lediglich das Jahr 2011 genannt.

Overbeck gab in der Stellungnahme an, dass er aufgrund der Zuständigkeit der Kongregation für die Glaubenslehre den Vorgang als bearbeitet angesehen habe, "zumal mir mündlich mitgeteilt worden war, dass die Glaubenskongregation den Vorwurf als nicht plausibel bewertet hatte." Auf Anfrage von katholisch.de teilte das Bistum Essen nun mit, dass die genauen zeitlichen Abläufe heute nicht mehr rekonstruierbar seien. "Bischof Overbeck kann sich nicht mehr daran erinnern, wann genau er telefonisch darüber informiert wurde, dass die Kongregation den Vorwurf als nicht plausibel bewertet." Das entsprechende Schreiben der Glaubenskongregation habe dem Erzbistum Paderborn im Dezember 2011 vorgelegen. Die Meldung aus dem Jahr 2011 wurde 2014 von der meldenden Person wieder zurückgezogen.

Noch keine Entscheidung zum Umgang mit Hengsbach-Ehrungen

Hengsbach war der erste Bischof des 1958 gegründeten Ruhrbistums. Er stand vom Jahresbeginn 1958 bis in sein Todesjahr 1991 der Diözese Essen als Diözesanbischof vor. 1988 wurde er zum Kardinal erhoben. Am Dienstag teilte das Bistum Essen mit, dass gegen seinen ehemaligen Bischof Hengsbach schwerwiegende Missbrauchsvorwürfe im Raum stünden. Der amtierende Bischof Overbeck kündigte an, dass er die Vorwürfe überprüfen lasse, die den Zeitraum der 1950er bis 1970er Jahre betreffen. Zwei Vorwürfe fallen in Hengsbachs Zeit als Bischof von Essen, ein Vorwurf in seine Zeit als Weihbischof in Paderborn.

Am Mittwoch forderte die Initiative "Maria 2.0", den Kardinal-Hengsbach-Platz am Essener Dom umzubenennen und die dortige Statue des Bischofs zu entfernen. Eine Entscheidung dazu seitens des Bistums gibt es noch nicht: Auf Anfrage teilte das Bistum Essen mit, dass derzeit die Suche nach möglichen weiteren Betroffenen im Mittelpunkt stehe. "Parallel dazu wird sich das Bistum Essen gemeinsam mit dem Domkapitel in der nächsten Zeit mit der Frage auseinandersetzen, in welcher Weise dem Gründerbischof künftig gedacht werden soll", so der Sprecher. (fxn)