Reformgruppen zu Vollversammlung: Zeit des Hinhaltens muss vorbei sein
Wenige Tage vor Beginn der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Wiesbaden haben katholische Frauenverbände, Reformgruppen und Betroffeneninitiativen die Bischöfe zu unverzüglichem Handeln aufgefordert. "Die Zeit des Hinhaltens, des Vertuschens, der immer noch schleppenden Aufklärung sexualisierter Gewalt und der dafür mitverantwortlichen Machtstrukturen muss endgültig vorbei sein", heißt es in dem Papier, das der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt (Donnerstag). Zudem werden die Bischöfe aufgefordert, "Verantwortung für eine Kirche am Scheidepunkt zu übernehmen", gerade "in Anbetracht der nie dagewesenen, alarmierenden Kirchenaustrittszahlen". Zunächst hatte die Verlagsgruppe Rhein-Main (VRM) berichtet.
Notwendig seien "klare Worte und – vor allem – deutliche Taten", durch die die Kirchenleitung "wieder glaubwürdig und positiv erlebt werden" könne. Mit Blick auf die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt heißt es: "Wir fordern Sie auf: Finden Sie endlich einheitliche und angemessene Regelungen für die Entschädigung der Betroffenen von sexualisierter und geistlicher Gewalt." Vor drei Jahren hatten sich die Bischöfe zwar auf ein einheitliches Verfahren zu "Leistungen in Anerkennung des Leids" geeinigt. Betroffenenvertreter kritisieren die Zahlungen aber als häufig zu niedrig.
Bischöfe sollen sich für Mentalitätswechsel einsetzen
Mit Bezug zum Reformprozess Synodaler Weg wird in dem Appell gefordert: "Setzen Sie die mit großer Mehrheit verabschiedeten Beschlüsse der Handlungstexte des Synodalen Weges in Deutschland in den einzelnen Bistümern so zügig wie möglich um." Vieles sei auch ohne die Zustimmung des Vatikans sofort möglich. Bei der am 4. Oktober in Rom beginnenden Weltsynode sollten die dort vertretenen deutschen Bischöfe zudem die Ergebnisse der hiesigen Reformgespräche "mutig" einbringen und sich "für einen Mentalitätswechsel auf allen Ebenen" einsetzen.
Zu den rund 40 Unterzeichnern und Unterstützern des Appells gehören etwa die Reformbewegung "Wir sind Kirche", der Katholische Deutsche Frauenbund und die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands, die Katholische Landjugendbewegung, die Initiative #OutInChurch, Pax Christi sowie der Betroffenenbeirat bei der Bischofskonferenz und die Betroffeneninitiative "Eckiger Tisch". Von Montag an tagt die Bischofskonferenz vier Tage lang im Wilhelm-Kempf-Haus in Wiesbaden-Naurod. (KNA)