Keine Einladung an Rechtsaußen!
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Kürzlich fand der diesjährige "Marsch für das Leben" in Berlin und Köln statt. Unter anderem nahmen die Bischöfe Koch und Voderholzer an der Demonstration teil, Bischof Bätzing sandte für die Deutsche Bischofskonferenz ein Grußwort. Selbstverständlich ist es legitim, dass Bischöfe sich für ungeborenes Leben einsetzen. Problematisch allerdings ist, dass von den Bischöfen (und den Organisator*innen) seit Jahren kein Engagement dagegen zu erkennen ist, dass Rechtsradikale den "Marsch für das Leben" nutzen, um christlichen Gruppen gegenüber anschlussfähig zu werden.
Dieses Jahr wurde es ins Bild gebracht: Ein*e Journalist*in fotografierte eine Person, die ein rechtsradikales Handzeichen formte – im Hintergrund ist Bischof Voderholzer zu sehen. Das Foto wäre eine Gelegenheit gewesen, die Organisator*innen aufzufordern, endlich gegen rechtsradikale Teilnehmer*innen vorzugehen. Stattdessen reagierte die Pressestelle des Bistums auf Twitter so: "Unser Bischof Dr. Voderholzer würde niemals an der Seite von Rechtsradikalen laufen. Wir werden gegen dieses Foto auch vorgehen. Es entstand ohne unser Wissen."
Von dem Handzeichen distanzierte man sich zwar als "unredliches Gedankengut", das man "in keinster Weise" tolerieren würde – aber nahm sich dann in einer Antwort auf kritische Rückmeldungen aus der Verantwortung: "Waren Sie schon einmal auf einer Demonstration? Kannten Sie ausnahmslos jeden, der da mitgelaufen ist? Hätten Sie für jeden Teilnehmenden die Hand ins Feuer legen können, dass er eine gute Gesinnung hat?" Rechtsradikale Kreise werden diese Aussagen als Einladung verstehen, im kommenden Jahr beim "Marsch für das Leben" noch offener aufzutreten.
Es bleibt zu hoffen, dass alle Bischöfe, die den "Marsch für das Leben" durch eine Teilnahme oder ein Grußwort unterstützt haben, darüber nachdenken, ob dieser die richtige Plattform für ihr Anliegen ist. Wer das Leben aller Menschen schützen will – sowohl das von ungeborenen Kindern als auch das von werdenden Müttern, sowohl das von Geflüchteten als auch das von Migrant*innen – hält Abstand nach Rechtsaußen.
Der Autor
Simon Linder arbeitet als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Praktische Theologie an der Universität Tübingen. Er ist promovierter Katholischer Theologe und hat einen Studienabschluss in Allgemeiner Rhetorik. Aktuell forscht er zum Thema "Assistierter Suizid".
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.