Papstbotschafter sieht biblisches Bild vom Menschen in Gefahr
Der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, sieht das biblische Bild vom Menschen durch die "Gender-Ideologie" in Gefahr. Bedauerlicherweise sei "dieses Bild inzwischen auch in manchen Kreisen der Kirche in Vergessenheit geraten", während sich ein davon abweichendes, "teilweise sogar gegenteiliges Bild vom Menschen und seinem Wesen durchsetzt", erklärte der Botschafter des Papstes in seinem am Montag veröffentlichten Grußwort zur Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Wiesbaden.
Das biblische Bild vom Menschen, der als Mann und Frau geschaffen sei, sei im alttestamentlichen Buches Genesis beschrieben: "Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn; männlich und weiblich erschuf er sie." (Genesis 1,27). Diese Worte beschrieben den Willen Gottes, den Menschen nach seinem Bild "als Mann und Frau" schaffen zu wollen. Es bleibe zu hoffen, dass diese "zutiefst christliche Anthropologie", die auch in zahlreichen Verlautbarungen von Papst Franziskus beleuchtet werde, bei der ab 4. Oktober in Rom tagenden Weltsynode der katholischen Kirchen "neuen Schwung bekommt", so der Vertreter des Papstes in Deutschland.
"Jeder Mensch ist Gottes Heiligtum"
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, betonte derweil in seiner Predigt im Eröffnungsgottesdienst der Vollversammlung in der Debatte um gesetzliche Änderungen beim assistierten Suizid und zum Schwangerschaftsabbruch die unverletzliche Würde jedes Menschen. "Jeder Mensch ist vom ersten bis zum letzten Augenblick in seiner Würde unantastbar, keine Verfügungsmasse von irgendwem oder irgendwas, denn jeder Mensch ist Gottes Heiligtum", sagte Bätzing laut Redemanuskript am Montagabend in der Kirche St. Bonifatius in Wiesbaden.
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Er forderte "eine ausgeglichene Balance zwischen der Selbstbestimmung und dem Lebensschutz". Ungeborene Kinder im Mutterleib brauchten eine starke Lobby. Es seien keine "Substanzen menschlichen Ursprungs", wie dies eine geplante EU-Verordnung vereinnahmend meine, sagte der Limburger Bischof. Aber zugleich brauchten Frauen im Schwangerschaftskonflikt und ihre Familien alle nur denkbare Unterstützung durch Beratung und konkrete Hilfen.
Bätzing: Gesetzgebung muss Schutzräume des Lebens ermöglichen
Menschen am Ende des Lebens dürften nicht aus wirtschaftlichen, gesellschaftlichen oder ideologischen Gründen unter Druck geraten, ihrem Leben ein Ende zu setzen, sagte Bätzing. Stattdessen müsse die nötige Gesetzgebung Schutzräume des Lebens ermöglichen und Palliativmedizin, Hospizarbeit und Suizidprävention deutlicher unterstützen. Die noch ausstehende gesetzliche Neuregelung des assistierten Suizids ist ein Thema bei der Vollversammlung, die bis Donnerstag andauert.
Im Juli waren zwei Gesetzentwürfe zur Regelung der Suizidbeihilfe im Bundestag gescheitert. Eine Neuregelung war erforderlich geworden, weil das Bundesverfassungsgericht im Februar 2020 entschieden hatte, dass das Recht auf selbstbestimmtes Sterben das Recht umfasst, dabei die Hilfe Dritter in Anspruch zu nehmen. Damit kippte es das Verbot zur geschäftsmäßigen Sterbehilfe. Die katholische und evangelische Kirche sprechen sich für einen neuen Versuch der gesetzlichen Regelung aus. (stz/epd/KNA)