Kardinal Marx: Kirche muss die Schuld auch bei sich suchen
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat davor gewarnt, die Schuld am Niedergang der katholischen Kirche nur bei anderen zu suchen. "Das reicht nicht als Analyse, das ist zu wenig", sagte Marx am Mittwoch bei der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) in Wiesbaden. "Ich höre immer noch zu sehr Menschen auch in der Kirche, die im Grunde eine Dekadenztheorie vertreten." Demnach seien die Menschen schuld, die die Kirche verlassen und Gott vergessen, und dies gehe mit einer allgemeinen Säkularisierung einher.
"Wir müssen wirklich tiefer gehen", sagte der Münchner Erzbischof in seiner Predigt. Die Kirche müsse auch ihre eigene Schuld sehen. Der Synodale Weg der katholischen Kirche in Deutschland sei eine wichtige Reflexion auf die Frage: "Wie sind wir in diesen Niedergang hineingekommen und was will das uns sagen?" Die Kirche müsse sich etwa fragen, ob sie den Kreis der Menschen, die zum Priesteramt zugelassen werden, öffnen müsse.
Beim Synodalen Weg, der Ende 2019 begann, beraten die deutschen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Delegierten über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland. Schwerpunktthemen sind die Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche. Ausgangspunkt bildete eine jahrelange Kirchenkrise, die der Missbrauchsskandal verschärft hat. Ab November soll der Synodale Ausschuss die Gründung eines Synodalen Rats vorbereiten, um die Gespräche zwischen Bischöfen und Laien zu verstetigen.
Heute bei der DBK-Vollversammlung
Bei ihrer Herbstvollversammlung wollen die deutschen Bischöfe heute (Mittwoch) die kirchenpolitische Entwicklung auf weltkirchlicher Ebene beleuchten. Fünf deutsche Ortsbischöfe, die bei der am nächsten Mittwoch in Rom beginnenden Weltsynode teilnehmen, wollen in einem Pressegespräch einen "Überblick zu den Erwartungen und Chancen der Synode" geben. Neben dem DBK-Vorsitzenden und Limburger Bischof Georg Bätzing sind dies der Münsteraner Bischof Felix Genn, der Augsburger Bischof Bertram Meier, der Passauer Bischof Stefan Oster und der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck.
Vom 4. bis 29. Oktober beraten die rund 450 Synodenteilnehmenden im Kern über eine Art neue Verfassung für die Kirche, die dem "Volk Gottes" mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten eröffnen soll. Eine "offene Kirche für alle" ist das erklärte Ziel von Papst Franziskus. Die Bischofssynode ist Teil der sogenannten Weltsynode, einem umfassenden Beratungsprozess, an dem die gesamte Weltkirche teilhaben soll. (tmg/KNA)