Französische Regierung löst traditionalistische Vereinigung auf
Die französische Regierung hat die katholische traditionalistische Vereinigung "Civitas" aufgelöst. "Civitas betrachtet die Menschenrechte als Werkzeuge zur Zerstörung der christlichen Zivilisation, Civitas hat Versammlungen zu Ehren von Persönlichkeiten organisiert, die für die Kollaboration stehen, Civitas fördert eine Hierarchie zwischen den französischen Bürgern mit eindeutig antisemitischen und islamfeindlichen Thesen", sagte Regierungssprecher Olivier Véran am Mittwoch zur Begründung der Entscheidung des Ministerrats. Die Bewegung kündigte eine Klage an.
Das Verfahren zur Auflösung der Gruppierung hatte Innenminister Gérald Darmanin Anfang August eingeleitet. Grund dafür waren Äußerungen des Essayisten Pierre Hillard bei der Sommerakademie der Bewegung. Er hatte vorgeschlagen, dass in Frankreich "vielleicht die Situation von vor 1789 wiederhergestellt werden sollte". Denn: "Vor 1789 konnte ein Jude, ein Muslim oder ein Buddhist nicht Franzose werden. Warum war das so? Weil sie Ketzer waren." Diese Äußerungen hatten für Protest gesorgt, unter anderem von Darmanin. "Antisemitismus hat keinen Platz in unserem Land. Ich verurteile diese schändlichen Äußerungen aufs Schärfste und habe den Staatsanwalt eingeschaltet", sagte er.
Bewegung mehr als 20 Jahre alt
"Civitas" wurde 1999 gegründet und setzt sich laut eigenen Angaben für eine "Re-Christianisierung Frankreichs und Europas" ein, Beobachter beschreiben sie als rechtsextrem. Unter anderen machte die Bewegungen durch Blockadeaktionen auf sich aufmerksam, durch die sie Konzerte in Kirchen verhinderte oder gegen Theateraufführungen demonstrierte. Zudem setzte sie sich gegen die Öffnung der Ehe und Corona-Maßnahmen ein. "Civitas" steht der Piusbruderschaft nahe und hatte bislang etwas 1.000 Mitglieder. 2016 deklarierte sich die Gruppe von einer Kulturorganisation zu einer politischen Partei um.
Der "Civitas"-Vorsitzende Alain Escada kündigte beim Kurznachrichtendienst "X" (ehemals Twitter) an, gegen die Entscheidung des Ministerrats zu klagen. "Die Einsprüche werden natürlich schnell eingereicht. Der Kampf geht weiter!" Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP betonte er, dass seine Organisation "niemals Urheber irgendeiner Art von Gewalt" gewesen sei. (cph)