Nicht nur hohe Kosten: Katholische Kitas stehen vor Herausforderungen
Auf dem Schild am Zaun steht jetzt nicht mehr nur "St. Elisabeth", sondern auch das Wort "Unikathe". Denn seit einem Jahr gehört die Kindertagesstätte mit Platz für 65 Jungen und Mädchen ab zwei Jahren im rheinhessischen Ober-Olm zum gleichnamigen Kita-Zweckverband des Bistums Mainz. Dieser wurde 2022 gegründet und soll bis 2026 die Trägerschaft fast aller katholischer Kindertagesstätten im Bistum übernehmen. Eine unbestimmte Zahl an Einrichtungen wird im Laufe des Prozesses abgegeben.
Leiterin My Hanh Dinh-Portmanns ist erleichtert über die neuen Strukturen. "Dem Pfarrer und dem Verwaltungsrat wurde schon viel zugemutet", meint sie und hofft, dass die größere Organisation für mehr Entlastung sorgt hinsichtlich Rechnungen, Neueinstellungen, Gebäudeerhaltung und des Generierens von Fördermitteln. "Man muss den Kita-Betrieb schon gut kennen, um Entscheidungen zu treffen. Die Kinder sind sieben Stunden am Tag bei uns. Sie essen und schlafen jeden Tag hier", sagt sie.
Die Finanzierung ist schwierig
Viele konfessionelle Kindertagesstätten haben bereits ihren Träger gewechselt und gehören nun beispielsweise zur Arbeiterwohlfahrt (AWO). Insgesamt betreibt die katholische Kirche aber noch immer fast 10.000 solcher Einrichtungen. Das Bistum Essen hat bereits 2007 angefangen, ihre Kitas in einen eigenen Zweckverband zu überführen. Das Ziel dort sei es gewesen, die Pfarreien von den Aufgaben der Trägerschaft und Betriebsführung zu entlasten, sagt Wiebke Neumann von der Pressestelle des Zweckverbands katholischer Tageseinrichtungen für Kinder. Die Rechtsstruktur sei so gestaltet, dass die Kindertagesstätten pastorale Orte blieben. Die Zahl der Kita-Gruppen sollte um 300 reduziert werden. Probleme gibt es viele. Die Gesetzgebung in Nordrhein-Westfalen stelle viele Träger vor Herausforderungen, erläutert Neumann. Die Städte und Kreise im Bistum Essen befinden sich in einer schwierigen Haushaltslage.
Bei der katholischen Kirche sieht es auch nicht mehr ganz so gut aus. 6,8 Milliarden Euro Kirchensteuern hat sie 2022 insgesamt erhalten. Damit sind die Einnahmen seit 2013 (6,1 Milliarden) zwar grundsätzlich immer weiter gestiegen, doch zuletzt weniger stark. Die hohe Austrittsdynamik und der demografische Wandel werden langfristig zu einem Rückgang führen. Die Kaufkraft ist durch die Inflation bereits jetzt gesunken.
Egal, welche Struktur sie haben, alle Kitas müssen Probleme wie Personalmangel und Kostensteigerungen bewältigen. "Mit unserer Größe können wir Missstände noch länger kompensieren als kleinere Träger", denkt die Geschäftsführerin des Zweckverbands in Essen, Verena kleine Holthaus und warnt: "Dem System droht der Kollaps, wenn die Politik nicht rasch nachhaltige Lösungen findet."
Andere Bistümer haben andere Lösungen gefunden. Im Bistum Trier gibt es vier kleinere Trägergesellschaften. Im Bistum Eichstätt betreuen vier gemeinnützige GmbHs einen großen Teil der Kindertageseinrichtungen. Weitere Einrichtungen können sich in den jeweiligen Regionen anschließen. In anderen Bistümern wie in Berlin oder Mainz läuft der Prozess derzeit noch, Kitas in einen Zweckverband zu überführen. Im Erzbistum München und Freising sowie in Münster gehören die Kitas weiterhin zu Pfarreien, Orden oder Verbänden. In der Erzdiözese Freiburg ist das ähnlich.
Die Finanzierung sei geregelt, sagt Pressesprecher Marc Mudrak. Allerdings fordert die Erzdiözese weitere Mittel von Bund und Land, um Kostenerhöhungen durch Tarifsteigerungen, Inflation oder steigende Energiekosten aufzufangen. Die Pfarreien als Träger schätzt die Erzdiözese sehr, denn "durch ihre Verortung im Alltag von Familien wird eine Verlässlichkeit von Kirche erfahren". Wenn Pfarreien im Rahmen der Kirchenentwicklung 2030 Trägerschaften abgeben müssten, dann solle der Caritasverband der erste Ansprechpartner sein.
"Umbrüche im System passieren ständig", sagt Paul Nowicki, Geschäftsführer des KTK-Bundesverbandes, ein Fachverband für katholische Kindertageseinrichtungen, der mit dem Deutschen Caritasverband verbunden ist. "Die Zahl der katholischen Kitas ist jedoch seit Jahren stabil. Wenn an einer Stelle eine Kita-Trägerschaft abgegeben wird, wird an einer anderen Stelle wieder eine Einrichtung eröffnet. Der Wunsch und Wille der Bistümer ist da, sie zu halten", sagt er, und weist sogleich darauf hin, dass der Kita-Betrieb nicht kostendeckend ist. Der Eigenanteil an den Personalkosten ist von Bundesland zu Bundeland verschieden, in Berlin beträgt er sieben Prozent, in Nordrhein-Westfalen knapp zehn Prozent. In Bayern wird der Zuschuss jährlich neu berechnet. "Alle Bistümer sehen daher die Notwendigkeit, die Trägerschaft weiter zu professionalisieren", meint Nowicki.
Das katholische Profil sichtbar machen
Ziel sollte es bleiben, dass das katholische Profil sichtbar werde, führt Nowicki weiter aus. Die Kinder sollten eine religiöse Orientierung bekommen, um ihr Recht auf Religionsfreiheit wahrnehmen zu können. Wie das gelingt, da hat er auch keine pauschale Antwort parat. "Es geht darum, Ideen zu entwickeln und sich freizumachen von Erwartungshaltungen, die von außen herangetragen werden. Es müssen nicht zwingend alle christlichen Feste gefeiert werden. Es gibt noch weitere Möglichkeiten, eine christliche Grundhaltung als religionssensibles Angebot zu gestalten."
Im Bistum Münster suchen die Verantwortlichen bereits nach neuen Ideen. Hier wurde 2019 das Aktionsprogramm "Kita – Lebensort des Glaubens" gestartet und mit personellen und finanziellen Ressourcen ausgestattet. Mit dem Programm werden neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Kita und Pfarrei erprobt. 200 Kitas an 40 Standorten haben bereits das kostenlose Beratungsangebot in Anspruch genommen.
Die Kita-Leiterin aus Rheinland-Pfalz, My Hanh Dinh-Portmanns, versteht die Sorge, dass durch die größere Organisation die Bindung an die Pfarrgemeinde verloren geht. In Ober-Olm sei dies kein Problem, da es dort seit Jahrzehnten gewachsene Strukturen gebe. Die Kinderkirche findet regelmäßig statt, und die Eltern und Mitarbeiterinnen helfen bei Pfarrfesten. Ihr persönlich bedeutet es etwas, dass die Kinder vor dem Essen beten und St. Martin gefeiert wird. Vielen Mitarbeiterinnen sei es jedoch nicht so wichtig, dass der Arbeitgeber die katholische Kirche ist, hat sie in ihrem Berufsleben in verschiedenen Einrichtungen erfahren. Von den Eltern hört sie oft, dass sie es schätzen, dass in der Kindertageseinrichtung religiöse Werte gelebt werden. Sie ist nun gespannt, wie es weitergehen wird.