Kathedralpfarrei will mit Studie Gründe für Kirchenaustritte erforschen

Die Magdeburger Kathedralpfarrei St. Sebastian will mit Hilfe eines religionssoziologischen Forschungsprojekts mehr über die Gründe für Kirchenaustritte erfahren. Unter der Leitung des Religionssoziologen Jochen Töpfer werden Studierende des Master-Studiengangs Sozialwissenschaften der Magdeburger Otto-von-Guericke-Universität in diesem Wintersemester mit wissenschaftlichen Methoden die Ursachen von Kirchenaustritten und möglichen Austrittsabsichten untersuchen, teilte die Pfarrei am Sonntag in Magdeburg mit. Dazu würden nun Katholikinnen und Katholiken aus dem Pfarrgebiet sowie aus der Kirche ausgetretene Menschen gesucht, die bereit seien, sich anonym an der Studie zu beteiligen.
"Getreu dem Subsidiaritätsprinzip aus der katholischen Soziallehre, dass Aufgaben zuerst von der untersten Ebene einer Hierarchie gelöst werden sollten, wollen wir herausfinden, was wir als Kirchengemeinde vor Ort ganz konkret tun können oder lassen sollten, auf dass möglichst viele Menschen sich bei uns beheimatet und willkommen fühlen, angenommen wissen und sich einbringen können, sofern sie dies wünschen", sagte der Pfarrgemeinderatsvorsitzende Mathias Bethke. Dafür setze man auch auf die Wissenschaft.
"Wissenschaft kann zweifellos wichtige Impulse für die Praxis geben"
"Mich freut besonders, dass Universität und Kirche hier zusammenarbeiten, um herauszufinden, welche Vorstellungen und Erwartungen Menschen im Hinblick auf die konkrete Kirche vor Ort heute haben. Hier kann die Wissenschaft zweifellos wichtige Impulse für die Praxis geben", ergänzte Kathedralpfarrer Daniel Rudloff.
Neben dem Forschungsprojekt bemüht sich die Kathedralpfarrei eigenen Angaben zufolge auch um eine bewusste Willkommenskultur gegenüber ausgetretenen und neuen Kirchenmitgliedern. "Wir heißen jedes in unser Pfarrgebiet gezogene Neumitglied herzlich willkommen. Aber auch jene, die sich von der Kirche abwenden, sind uns nicht gleichgültig. So erhalten ausgetretene Mitglieder künftig ein persönliches Schreiben", so Bethke. Man sei in der Pfarrei nämlich der Überzeugung, dass der Gott, der die Liebe sei, nicht mit bürokratischen Maßstäben messe, sondern auch weiterhin seine Hände schützend über die ausgetretenen Schwestern und Brüder halte. (stz)