Gewalt in Israel und Palästina: Das sagen die deutschen Bischöfe
Zahlreiche deutsche Bischöfe haben die Gewalteskalation in Israel und Palästina verurteilt und zu Frieden aufgerufen. "Ich verurteile die abscheulichen Gewalttaten palästinensischer Terroristen, die zu einer Gewalteskalation im Heiligen Land geführt haben", erklärte der Freiburger Erzbischof Stephan Burger am Dienstag. "Dennoch bleibt der Auftrag des Evangeliums, sich für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung einzusetzen." Der Freiburger Erzbischof ist Protektor des Vereins Kinderhilfe Bethlehem. Ursprünglich sollte Burger laut Pressemitteilung in der kommenden Woche zum Festakt zum 70-jährigen Bestehen des Caritas Baby Hospitals ins Heilige Land reisen. Aufgrund der derzeitigen Situation sei diese Reise jedoch abgesagt worden.
"Es steht zu befürchten, dass eine zu erwartende lang anhaltende und weiter eskalierende militärische Auseinandersetzung viele weitere Menschenleben fordern wird", warnte auch der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst bei einer Kundgebung am Montagabend in Stuttgart. Er blicke mit Bestürzung und großer Trauer auf die vielen Toten und Verwundeten im Heiligen Land – "wir verurteilen den barbarischen Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel und sind in Sorge um die Menschen, die als Geiseln entführt wurden". Zuvor hatte er in einer Stellungnahme bereits seine Solidarität mit dem jüdischen Volk und dem Recht Israels auf einen eigenen Staat bekundet. "Als Kirche treten wir dafür ein, dass jeder Mensch in Sicherheit leben kann und nicht um sein Leben fürchten muss." Er rief die Gläubigen in seiner Diözese zum Gebet für die Menschen in Israel und die Befreiung der Geiseln auf.
Auch die katholischen Bischöfe Niedersachsens haben sich angesichts der Gewalt in Israel und Palästina besorgt gezeigt. "Der terroristische Angriff der Hamas auf Israel ist eine weitere Eskalation dieses seit Jahrzehnten andauernden Konflikts. Wir verurteilen das Vorgehen der Hamas aufs Schärfste", schreiben Bischof Heiner Wilmer (Bistum Hildesheim), Weihbischof Johannes Wübbe (Diözesanadministrator im Bistum Osnabrück) und Weihbischof Wilfried Theising (Offizial im Offizialatsbezirk Vechta) in einer gemeinsamen Stellungnahme (Montag). Die "komplexe Konfliktkonstellation zwischen Israel und Palästina" sei nicht mit Gewalt zu lösen. Die Bischöfe äußerten ihre Solidarität mit allen, die unter dem derzeitigen Konflikt leiden. "Wir beten für ein Ende der Gewalt und für ein friedliches Miteinander in der Region." Ähnlich äußerte sich Wilmer als Vorsitzender der Deutschen Kommission "Justitia et Pax" schon am Samstag.
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Am Sonntagabend hatte der Hamburger Erzbischof Stefan Heße sich erschüttert über die Bilder und Nachrichten aus Israel gezeigt. "Ein weiterer Kriegsherd, der unsere Welt ins Wanken bringt", schreibt Heße in einer Stellungnahme. "Mit meinen Gedanken bin ich jetzt bei den Menschen vor Ort." Der Fuldaer Bischof Michael Gerber verurteilte ebenfalls am Sonntag in einer Stellungnahme die Eskalation der Gewalt in Israel: "Die terroristischen Angriffe der Hamas auf die Zivilbevölkerung in Israel sind durch nichts zu rechtfertigen." Durch viele Besuche fühle er sich dem Heiligen Land besonders verbunden. "Unsere Solidarität gilt den Opfern und allen Helfenden", betonte der Stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). "Unsere Gedanken und Gebete gelten dabei ganz ausdrücklich auch den Menschen aus dem Bistum Fulda, die aktuell dort im Friedensdienst tätig sind."
Bei einem Gottesdienst am Sonntag im Münchner Liebfrauendom hatte Kardinal Reinhard Marx zum Gebet für den Frieden aufgerufen. Er sei in Sorge über die "dramatische Situation" im Heiligen Land, wo es "wiederum kriegerische Auseinandersetzungen ganz in der Nähe Europas" gebe. Marx erinnerte auch an den Krieg in der Ukraine. "Deshalb wollen wir in dieser Feier der Eucharistie in besonderer Weise um den Frieden beten in unserem Land, aber auch dort, wo Gewalt herrscht." Bei einer Marienandacht bat auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer am Sonntag um Frieden. Den Beschuss Israels aus dem Gaza-Streifen bezeichnete er laut Pressemitteilung als "außerordentlich besorgniserregend". Er rief zum Gebet auf, damit der Konflik sich nicht weiter ausdehnen möge, so Voderholzer: "Wir müssen den Himmel bestürmen, dass sich dieser Konflikt nicht zu seinem internationalen Konflikt ausweitet: Gottesmutter – Königin des Friedens – bitte für uns und die die ganze Welt!" Auch der Mainzer Weihbischof Udo Bentz forderte auf seiner Facebook-Seite am Sonntag einen Stopp der Gewalt. "Beten wir um ein Ende der Gewalt. Beten wir für diejenigen, die wirksame Schritte des Friedens ermöglichen können. Beten wir für alle Menschen im Heiligen Land!", so Bentz, der Vorsitzender der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten der DBK-Kommission Weltkirche ist.
Bischof Bätzing: "Ich traue um die Toten"
Zuvor hatte der DBK-Vorsitzende, Bischof Georg Bätzing, die Angriffe der Hamas auf Israel am Samstagnachmittag bereits verurteilt. "Einmal mehr wurde die hässliche Schraube der Gewalt weitergedreht und eine neue gefährliche Eskalation in Gang gesetzt", heißt es in einer Erklärung im Kurznachrichtendienst "X" (vormals Twitter). Der Nahe Osten brauche endlich einen echten Friedensprozess, der die Interessen von Israelis und Palästinensern berücksichtige. "In diesen Stunden sind meine Gedanken und Gebete bei allen Opfern der Gewalt. Ich traue um die Toten", so Bätzing.
Die islamistische Terrororganisation Hamas hatte am Samstag vom Gazastreifen aus einen Großangriff auf Israel gestartet. Dabei wurden israelischen Angaben vom Montag zufolge bislang mehr als 900 Menschen getötet. Zudem wurden den Angaben zufolge mindestens 150 Menschen als Geiseln verschleppt. Israel reagierte mit Vergeltungsschlägen auf den Angriff. Dadurch wurden laut Gesundheitsministerium in Gaza bislang mehr als 680 Menschen getötet. Das israelische Sicherheitskabinett hat den Kriegszustand ausgerufen. (cbr)
10.10.2023, 12.30 Uhr: Ergänzt um Stellungnahme von Erzbischof Stephan Burger.
10.10.2023, 16.50 Uhr: Ergänzt um Gebet von Bischof Rudolf Voderholzer.