Deutsche Pilger in Israel: Bundesregierung lässt uns im Stich
Eine Pilgergruppe aus dem Bistum Limburg, die sich derzeit in Israel aufhält und dort von den Terroranschlägen der palästinensischen Hamas überrascht wurde, hat die Bundesregierung scharf kritisiert. "Wir fühlen uns im Stich gelassen von der Regierung. Es gibt keine Perspektive, wie es weitergeht", sagte Diakon Marco Rocco am Montag dem SWR. Rocco befindet sich mit seiner Pilgergruppe in Jerusalem. Die Stimmung sei "emotional sehr aufgewühlt".
Die deutsche Botschaft in Israel habe die Gruppe gebeten, sie nur in Notfällen zu kontaktieren. Rocco zeigte sich irritiert: "Zig andere Länder beginnen, ihre Leute zu evakuieren", Deutschland hingehen rate zu einer selbstständigen Abreise über Jordanien. Das komme für seine Gruppe jedoch nicht in Frage. Man fühle sich im arabischen Raum unsicher, so der Diakon.
Das Auswärtige Amt und die deutsche Botschaft in Israel verschicken an registrierte Israelreisende Mails mit Informationen zu Ausreisemöglichkeiten. Unter anderem wird darin geraten, kontinuierlich die Flugangebote ab Tel Aviv im Blick zu behalten, da Fluggesellschaften wie El Al derzeit ihr Angebot in europäische Städte erhöhten. "So kommt es durchaus zu kurzfristigen neuen Flugmöglichkeiten", heißt es in einer dieser Mails, die katholisch.de vorliegt. Ebenso rät die Botschaft: "Nutzen Sie auch weniger bekannte Fluglinien, wie beispielsweise TUS-Airways, die Direktflüge nach Düsseldorf anbieten, aber auch Arkia oder Israir." Pilgernde sollten auch Reisen mit Zwischenstopps in anderen Ländern in Betracht ziehen. Zudem gebe es die Möglichkeit, über Jordanien auszureisen. Darüberhinaus prüfe die Botschaft, "ob es derzeit einen regelmäßigen Fährverkehr zwischen israelischen Häfen und europäischen Mittelmeerhäfen gibt".
DBK ruft zu äußerster Vorsicht auf
Nach dem Angriff der Terrorgruppe Hamas haben unter anderem Polen, Albanien und Ungarn inzwischen eigene Landsleute aus Israel evakuiert, auch weil viele Fluggesellschaften ihre Linienflüge von und nach Israel bis auf Weiteres eingestellt haben.
Am Mittag rief die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) auf dem Kurznachrichtendienst "X" zu äußerster Vorsicht auf: "Angesichts der erschütternden Ereignisse im Heiligen Land appellieren wir an alle, die sich aktuell auf einer Pilgerreise befinden oder diese planen, sowie an alle Mitarbeitenden im kirchlichen Dienst und in kirchlichen Einrichtungen, die vor Ort sind, äußerste Vorsicht walten zu lassen und die aktuellen Entwicklungen genau zu verfolgen." Pilgerinnen und Pilger vor Ort würden aktuelle Informationen bei der deutschen Botschaft und in den Konsulaten erhalten, so die Bischofskonferenz. (ben)