Hilfswerke sind besorgt: Nicht immer Kontakt zu Partnern in Gaza
Vor dem Hintergrund israelischer Gegenschläge auf den Gazastreifen nach massiven Angriffen der Hamas auf Israel fürchten Hilfswerke eine weitere Zunahme der Zahl ziviler Opfer. Sie fordern, humanitäre Hilfe weiter zuzulassen, und sorgen sich auch um ihre Partner vor Ort. "Wir haben seit mehreren Tagen nichts mehr gehört und machen uns große Sorgen", sagte der Abteilungsleiter für Afrika und Nahost bei Misereor, Peter Meiwald, am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Durch eine von Israel verhängte Blockade seien die Kontaktmöglichkeiten stark eingeschränkt.
Das katholische Entwicklungshilfswerk Misereor unterstützt nach eigenen Angaben im Gazastreifen christliche Einrichtungen, die auch Schutzräume für Menschen seien. "Wesentlich ist jetzt, dass alles getan wird, um weitere Opfer in der Bevölkerung zu vermeiden", betonte Meiwald: "Trotz des Kampfes gegen die Hamas dürfen Zivilisten und zivile Einrichtungen keine Angriffsziele sein."
Caritas international: In Teilen herrscht Chaos
Der Generalsekretär der Welthungerhilfe, Mathias Mogge, forderte für Hilfsorganisationen einen ungehinderten Zugang zum Gazastreifen. "Um Hilfsgüter wie Lebensmittel, Wasser und Treibstoff in den Gazastreifen zu bringen, brauchen die humanitären Organisationen schnellen und ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe und ungehinderten Zugang für Personal", sagte er der "Rheinischen Post" (Samstag). Auch dürften Helferinnen und Helfer nicht selbst zum Angriffsziel werden.
Reiner Fritz von Caritas international erklärte, die Organisation stehe in ständigem Austausch mit den Partnern in Gaza. Bisher hätten diese unterstützt werden können, "doch durch die geforderte Evakuierung des Nord-Gaza binnen 24 Stunden hat sich die Situation noch einmal dramatisch verschlechtert". In Teilen herrsche Chaos: "Wir sind deshalb im Augenblick dabei, zu überprüfen wie Unterstützung aussehen kann."
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Fritz betonte, dass beide Seiten das humanitäre Völkerrecht achten und Zivilisten schützen müssten. Diese dürften weder zur Zielscheibe noch als Schutzschild missbraucht werden, "das heißt auch, dass die Hamas fliehende Menschen nicht daran hindern darf". Die Hamas müsse außerdem die israelischen und ausländischen Geiseln "unverzüglich und ohne Vorbedingungen" freilassen.
Zivile Einrichtung wie Kliniken und Schulen müssten unversehrt bleiben, forderte Caritas international weiter. Humanitäre Korridore sollten eingerichtet werden und geöffnet bleiben, und Helfende müssten ohne Risiko Hilfesuchende erreichen können. Hinzu komme, dass die geforderte Evakuierung des nördlichen Gazas innerhalb von 24 Stunden zurückgenommen werden müsse – "sie ist angesichts der Situation in Gaza unrealistisch und unter humanitären Gesichtspunkten nicht zu leisten".
"Diese Evakuierung erfolgt zu Ihrer eigenen Sicherheit"
Am Freitagmorgen hatte die israelische Armee die Zivilbevölkerung der Stadt Gaza dazu aufgerufen, die Stadt in Richtung Süden zu verlassen. "Diese Evakuierung erfolgt zu Ihrer eigenen Sicherheit", hieß es. Eine Rückkehr in das Gebiet dürfe erst nach Mitteilung der Armee erfolgen.
Zudem kündigte sie für die nächsten Tage ein militärisches Vorgehen gegen die radikalislamische Hamas in erheblichem Umfang an. "Hamas-Terroristen verstecken sich in Gaza-Stadt in Tunneln unter Häusern und in Gebäuden, in denen sich unschuldige Zivilisten aus dem Gazastreifen aufhalten", so die Mitteilung. In Gaza leben nach Schätzungen rund 1,1 Millionen Menschen, gut die Hälfte der Bevölkerung des Gazastreifens. (KNA)