Kardinal Fernández warnt vor Personenkult um Anführer – auch in Kirche
Kardinal Víctor Manuel Fernández hat vor Personenkult um Anführer gewarnt, auch in der Kirche. Jede Mystifizierung von Autorität müsse kritisch betrachtet werden, schrieb der Präfekt des Glaubensdikasteriums in einem am Samstag auf seiner Facebook-Seite veröffentlichten Text. Auch "die ausschweifenden Zuschreibungen, die gewissen attraktiven Führungsfiguren gemacht werden und die sie in verehrte Anführer verwandeln" gehörten stets auf den Prüfstand. "Erinnern wir uns daran, was in den vergangenen Jahrzehnten mit den Gründern mehrerer Institute des geweihten Lebens passiert ist, die man für Meister der Rechtgläubigkeit gehalten hat." In der jüngeren Vergangenheit wurden immer wieder Gründer von Orden oder geistlichen Bewegungen innerhalb der Kirche als Missbrauchstäter entlarvt, wie etwa der mexikanische Priester Marcial Maciel, der die Ordensgemeinschaft Legionäre Christi gegründet hat.
Jede Form von Autorität besitze eine Tendenz zum Missbrauch, so Fernández weiter. Er denke dabei nicht nur an sexuelle Vergehen, sondern auch an Missbrauch der Autorität oder die Manipulation des Gewissens. Deshalb sei es wichtig, Autorität in einen Kontext einzubetten, der Missbrauch verhindere und den "religiösen Respekt von der Würde der Personen" in den Mittelpunkt stelle, schrieb der Glaubenspräfekt. "Die Kirchengeschichte zeigt uns zur Genüge Beispiele des Fehlens dieses Respekts bei gleichzeitiger Zurschaustellung der gesunden Lehre und einer rigiden Moral." Papst Franziskus halte den Klerikalismus für den Hauptgrund bei der Entstehung von Missbrauch in der Kirche, noch mehr als die "Sexualisierung der Gesellschaft", weil dieser die Demut und den Respekt vor den Menschen vermissen lasse.
Die Überzeugung, dass jeder Mensch unabhängig von seinen Fähigkeiten oder seinem Status eine Würde besitze, die von Gott stamme, sei eine Botschaft des Heiligen Geistes, so Fernández. Diese Lehre werde durch die "Zeichen der Zeit" und Papst Franziskus vermittelt. "Es ist das reine Evangelium, vielleicht so oft verborgen unter viel Staub." Der Papst habe in seiner Enzyklika "Fratelli tutti" aus dem Jahr 2020 an den "unendlichen Wert jeder menschlichen Person" erinnert, heißt es im Text des argentinischen Kurienkardinals. (rom)
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