"Diese Wirtschaft tötet" habe auch die Gemeinwohlorientierung im Blick

Neuer BKU-Vorsitzender: Nehme Papst-Kritik an Wirtschaft ernst

Veröffentlicht am 18.10.2023 um 10:49 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Mit dem Satz "Diese Wirtschaft tötet" sorgte Papst Franziskus gleich am Beginn seines Pontifikats für Aufsehen. Für Martin Nebeling, den neuen Vorsitzenden des Bundes Katholischer Unternehmer, hat diese Aussage durchaus ihre Berechtigung.

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Der neue Vorsitzende des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU), Martin Nebeling, hält die kritischen Worte von Papst Franziskus über die Wirtschaft für legitim. Er finde es in Ordnung, dass der Papst in seiner exponierten Stellung sehr pointiert formuliert, sagte Nebeling am Mittwoch im Interview mit dem "Domradio". "Der Punkt ist, dass man die Worte hört und eben nicht so weiter macht wie bisher, sondern die Worte ernst nimmt. Das möchte ich schon." Franziskus hatte in seinem Apostolischen Schreiben "Evangelii Gaudium" (2013) scharfe Kritik am globalen Wirtschaftssystem geübt und auf den pointierten Satz "Diese Wirtschaft tötet" gebracht. 

Ein Satz wie dieser verweise auch auf das Kriterium der Gemeinwohlorientierung in der katholischen Soziallehre, so Nebeling weiter. "Als katholischer Unternehmer ist es selbstverständlich, sich regelmäßig Gedanken darüber zu machen, ob man den Kriterien der katholischen Soziallehre gerecht geworden ist." Unter dem Gesichtspunkt der Sozialbindung des Eigentums sei ein Satz "Die Wirtschaft tötet" übertragen zu verstehen: "Natürlich kann man Probleme nicht wegdiskutieren, zum Beispiel mit der Umwelt." Solche Probleme müssten allerdings unternehmerisch gelöst werden und nicht etwa durch planwirtschaftliche Ansätze. "Ich verstehe Papst Franziskus auch nicht so, dass er dem Sozialismus oder dem Kommunismus das Wort reden wollte", betonte der BKU-Vorsitzende.

Nebeling wurde Ende September als Nachfolger des Theologen und Unternehmensberaters Ulrich Hemel zum Vorsitzenden des BKU gewählt. Der promovierte Jurist ist Fachanwalt für Arbeitsrecht und Partner einer Anwaltskanzlei in Düsseldorf. Zuvor war er über mehrere Jahre nationaler Präsident der Anwaltsvereinigung "Union Internationale des Avocats". Der BKU versteht sich als Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Kirche und Politik und besteht aus 30 Diözesangruppen. Ziel des Verbands ist es, innovative Konzepte zur Wirtschafts- und Sozialpolitik und zur werteorientierten Führung auf Grundlage der katholischen Soziallehre zu entwickeln. (mal)