Kompromiss zur Verschlankung von Verwaltungsstrukturen in Köln

Woelki ermöglicht Alternative zur Großpfarrei – unter Bedingungen

Veröffentlicht am 25.10.2023 um 13:46 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Im Erzbistum Köln gibt es seit kurzem 67 Pastorale Einheiten. Bis 2032 sollen sie weiter zusammenwachsen – das beunruhigt viele. Jetzt hat Kardinal Woelki entschieden, wie es weitergeht: Die Großpfarrei ist das Ziel – aber nicht alternativlos.

  • Teilen:

Neben Großpfarreien sollen im Erzbistum Köln auch Kirchengemeindeverbände als endgültige Rechtsform für die Anfang September errichteten Pastoralen Einheiten möglich sein. Am Dienstag teilte das Erzbistum mit, dass sich Kardinal Rainer Maria Woelki für einen Kompromissvorschlag entschieden hat, nachdem der Diözesanpastoralrat und der Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat unterschiedliche Modelle favorisiert hatten. Bis zum Sommer 2025 sollen sich die Pastoralen Einheiten mit ihrer Ausgangslage und ihren Entwicklungsschritten beschäftigen. Woelki kündigte an, nach und nach jede Pastorale Einheit persönlich zu besuchen.

Der Kompromiss sieht vor, dass die 67 Pastoralen Einheiten zwar grundsätzlich bis Ende 2032 jeweils zu Pfarreien fusionieren sollen. Unter bestimmten Bedingungen können innerhalb der Pastoralen Einheiten aber auch nur die bisherigen Seelsorgebereiche zu Pfarreien fusionieren und einen Kirchengemeindeverband als gemeinsamen Rechtsträger gründen. Als Beispiele für diese Bedingungen nennt das Erzbistum dauerhaft ausreichend besetzte Gremien und das Vorliegen eines einmütigen Votums der Menschen vor Ort. Die Pfarreien sollen aus "vielen lebendigen Gemeinden" bestehen. "Diese Gemeinden werden die maßgeblichen, vom Erzbistum unterstützten Orte des kirchlichen Lebens in den Pastoralen Einheiten sein", so das Erzbistum.

Unterschiedliche Vorschläge von Pastoral- und Finanzgremien

Der Diözesanpastoralrat hatte befürwortet, die Entscheidung über die Rechtsform in die Pastoralen Einheiten zu geben. Dagegen hatte der Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat empfohlen, die Einheiten jeweils zu Pfarreien zusammenzuschließen, um die Anzahl der Rechtsträger deutlich zu reduzieren und damit Verwaltungsstrukturen zu verschlanken. Der Kompromissvorschlag wurde von der Erzbischöflichen Beratungskonferenz entwickelt, der die Weihbischöfe, der Generalvikar, der Ökonom, der Amtsleiter, der Offizial, der Regens und die pastoralen Bereichsleitungen des Generalvikariats angehören.

In einem Brief an die Gläubigen schrieb Woelki, dass in den Beratungen deutlich geworden sei, dass sich viele Menschen das kirchliche Leben in so großen Strukturen nur schwer vorstellen können. Er habe sich dieEntscheidung nicht leicht gemacht. Vieles sei noch zu entwickeln und viele Fragen noch zu beantworten: "Eines sage ich Ihnen zu: Dass ich alles tun werde, dazu beizutragen, dass uns dieser Weg einer lebendigen Kirche vor Ort unter neuen Rahmenbedingungen gelingt."

Unter dem Projekttitel "#ZusammenFinden" reformiert das Erzbistum Köln seine pastoralen Strukturen. Als Grund für den Prozess führte das Erzbistum die rückläufigen Zahlen bei Katholiken, Engagierten, Seelsorgenden und bei den Finanzen an. Kardinal Woelki hatte im Rahmen des "Pastoralen Zukunftswegs" diesen Schritt angekündigt, was zu heftiger Kritik an der Kirchenbasis geführt hatte. Im Frühjahr gab es bei einem Modellprojekt in Bergisch Gladbach Proteste, unter anderem wegen der Abberufung eines Pfarrers. Das Erzbistum ließ im Februar von dem Modellprojekt vorerst ab. Ende August bestätigte Woelki den Zuschnitt der Pastoralen Einheiten. (fxn)