Vatikan beordert alle spanischen Bischöfe nach Rom
Das Dikasterium für den Klerus hat alle spanischen Bischöfe für Ende November in den Vatikan beordert. Bei dem Treffen am 28. November an der römischen Kurie wird es um die Ergebnisse der Visitation der Priesterseminare des Landes und daraus resultierende Schlussfolgerungen gehen, teilte die Spanische Bischofskonferenz zum Ende ihrer außerordentlichen Vollversammlung am Montag mit. Der Präfekt des Klerus-Dikasteriums, Kardinal Lazarus You Heung-sik, hatte die Überprüfung der Seminare im vergangenen Jahr auf Wunsch von Papst Franziskus angeordnet. Zwei Bischöfe aus Uruguay führten die Visitation der 45 Ausbildungsstätten der 70 Diözesen des Landes im Februar und März dieses Jahres durch. Ein Grund für die Überprüfung sei unter anderem die Frage gewesen, ob einige der Priesterseminare geschlossen werden könnten, berichteten Medien damals.
Die Ergebnisse der Visitation seien "problematisch", berichtete das spanische Magazin "Vida Nueva" am Dienstag unter Bezugnahme auf eine Quelle im Klerus-Dikasterium. "Nur sehr, sehr wenige können sich retten", zitiert das Medium den nicht näher genannten Informanten. Die Bischöfe hätten versucht, den beiden Visitatoren bei ihren Besuchen in den Priesterseminaren ein "idyllisches Bild" zu zeigen, so "Vida Nueva". Sie seien davon ausgegangen, dass es sich nur um einen Besuch und nicht um eine wirkliche Überprüfung gehandelt habe. Ein möglicher Kritikpunkte könnte laut dem Magazin eine mangelnde Umsetzung der 2016 vom Vatikan erlassenen "Ratio fundamentalis", der grundlegenden Ordnung für die Priesterausbildung, sein. Vor dem Hintergrund des kirchlichen Missbrauchsskandals hatte der neue Text ein stärkeres Gewicht auf Prävention gelegt. Die Priesteramtskandidaten müssten eine "stabile psychische Reife" und eine "gefestigte und ausgeglichene Persönlichkeit" aufweisen. Die Richtlinien verweigerten Homosexuellen weiterhin den Zugang zur Priesterweihe.
Die beiden Visitatoren hatten nicht nur die diözesanen Priesterseminare aufgesucht, sondern auch die Einrichtungen des Neokatechumenalen Wegs und des Opus Dei. Knapp ein Viertel der spanischen Seminaristen studiert in einer Einrichtung des Neokatechumenalen Wegs. Im katholisch geprägten Spanien gehen wie in vielen europäischen Ländern die Zahlen der Priesteramtskandidaten zurück: Aktuell gibt es laut Angaben der Spanischen Bischofskonferenz 974 Seminaristen. Vor zehn Jahren waren es noch rund 1.700. (rom)