"Laizismus darf nicht die neue Staatsreligion in Europa werden"

EVP-Chef Weber wünscht sich mehr Präsenz der Kirche in Brüssel

Veröffentlicht am 07.11.2023 um 11:36 Uhr – Lesedauer: 

Regensburg ‐ "Religion gehört in die Mitte der Gesellschaft und nicht ins Privatleben abgedrängt": EVP-Chef Manfred Weber hat mit Blick auf die europäische Politik insbesondere eine Forderung an die katholische Kirche.

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EVP), Manfred Weber, wünscht sich eine stärkere Präsenz der Christen und der Kirchen in Brüssel. "Laizismus darf nicht die neue Staatsreligion in Europa werden", sagte Weber am Montagabend beim Medienempfang des Bistums Regensburg. "Religion gehört in die Mitte der Gesellschaft und nicht ins Privatleben abgedrängt."

Weber forderte insbesondere die katholische Kirche auf, das Instrument der europäischen Bürgerinitiative stärker zu nutzen. Dazu müssten eine Million Unterschriften in zehn EU-Mitgliedsstaaten gesammelt werden. "Welche andere Institution könnte das mit einem Fingerschnippen an einem Wochenende bewerkstelligen?"

Christentum zentral für die Identität der Europäer

Das Christentum sei zentral für die Identität der Europäer, sagte der CSU-Politiker. Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Religionsfreiheit, soziale Marktwirtschaft und auch die Abschaffung der Todesstrafe seien Werte, die ohne das christliche Menschenbild nicht denkbar seien. Es gebe durchaus Anlass, "selbstbewusst auf unseren christlich geprägten Kontinent zu schauen".

Weber rief dazu auf, die aktuellen Herausforderungen in der Migrationspolitik, der Verteidigungspolitik und im Umgang der EU mit China entschlossen anzupacken. Dabei erinnerte er an die Gründerväter der Europäischen Union. Diese hätten etwa mit der deutsch-französischen Aussöhnung Mut bewiesen, denn diese Haltung sei damals vor allem in Frankreich nach drei von Deutschland begonnenen Kriegen extrem unpopulär gewesen. Den Mut zu solchen wertebasierten Entscheidungen vermisse er heute manchmal.

Der Politiker zeigte sich zugleich optimistisch, dass sich die EU bis Jahresende auf eine gemeinsame Asyl- und Flüchtlingspolitik einigen werde. Damit könne eine seit 2015 "offene Wunde" geschlossen werden. "Dann entscheidet der Staat, wer kommt, und nicht mehr die Schlepperbanden." (KNA)