Glaubensdikasterium befasst sich mit dem Fall

Causa Rupnik: Rechtliche Lücke könnte Strafverfolgung erschweren

Veröffentlicht am 28.11.2023 um 11:59 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Gegen den mutmaßlichen Missbrauchstäter Marko Rupnik lagen bisher nur Vorwürfe vor, zu einem Prozess kam es nicht. Papst Franziskus ließ den Fall neu aufrollen: Nun weisen Kirchenrechtler aber auf mögliche Lücken im Kirchenrecht hin.

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Kirchenrechtler warnen im Fall Rupnik vor einer möglichen Lücke im Kirchenrecht, die eine Strafverfolgung erschweren könnte. Die Rede ist von "falscher Mystik", für die es im Kirchenrecht keine klar definierte Rechtsnorm gibt. "Ein aktueller Fall in Spanien könnte jedoch einen Präzedenzfall schaffen, damit solche Fälle künftig schneller und gründlicher behandelt werden", berichtet das US-Internetportal "Crux" (Dienstag).

Der mutmaßliche Missbrauchstäter und Ex-Jesuit Marko Rupnik soll offenbar spirituelle Symbole und Bilder in sein Missbrauchsmuster eingebaut haben, um seine sexuellen Kontakte mit Frauen als "Teil einer mystischen Erfahrung" darzustellen. Traditionell werde ein solches Verhalten als "falsche Mystik" bezeichnet. Das Glaubensdikasterium sei dafür zuständig, ebenso wie für eine Vielzahl von Problemen und Verhaltensweisen im Zusammenhang mit der Glaubensdisziplin, etwa "Fälle von Pseudomystizismus, von angeblichen Erscheinungen, Visionen und Botschaften, denen übernatürliche Ursprünge zugeschrieben werden", so das Internetportal.

Präzedenzfall aus Spanien

Die genaue Natur dieser Vergehen wird jedoch in keinem der Dokumente des Glaubensdikasteriums klar definiert. Kirchenrechtsexperten wiesen gegenüber "Crux" darauf hin, dass es im kanonischen Recht, einschließlich des revidierten Strafgesetzbuches, keine spezifische Norm gibt, die sich mit solchen Delikten befasst. Dennoch bestehe die Hoffnung, dass "das Glaubensdikasterium solche Fälle bald strafrechtlich verfolgen wird, da es in Spanien einen Präzedenzfall gibt", zitiert das Portal den Kirchenrechtsprofessor Fernando Puig von der Päpstlichen Universität Santa Croce. In der vergangenen Woche war der 82-jährige Franziskanerpater Francisco Javier Garrido Goitia vom Gericht der Apostolischen Nuntiatur in Spanien in zwei Anklagepunkten – "falscher Mystizismus und Aufruf zur Beichte" – verurteilt worden.

Wie der Fall Rupnik verlaufen wird, ist derzeit noch unklar. Es bleibt abzuwarten, welche konkreten Vorwürfe das Glaubensdikasterium gegen Rupnik erheben wird – einschließlich der Frage, ob das umstrittene Thema der "falschen Mystik" dazu gehören könnte. Währenddessen ist Rupniks genauer Aufenthaltsort unbekannt. Es wird vermutet, dass er seine Zeit zwischen Italien und Slowenien verbringt, da viele Sponsoren seiner Arbeit im norditalienischen Udine ansässig sind. Ende Oktober hob Papst Franziskus die Verjährung für die Rupnik zur Last gelegten Fälle auf. Er beauftragte das Glaubensdikasterium, den Fall Rupnik neu zu untersuchen, nachdem bekannt wurde, dass er in die slowenische Diözese Koper inkardiniert wurde und damit wieder grundsätzlich sein Priesteramt ausüben kann. (mtr)