Aber nur oberflächliche Kenntnisse bei Landsleuten in Deutschland

Pfarrer: Großes Interesse bei polnischen Katholiken an Synodalem Weg

Veröffentlicht am 07.12.2023 um 08:51 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Der Synodale Weg hat zu Spannungen zwischen deutscher und polnischer Kirche geführt. Der Delegat für die polnischsprachige Seelsorge in Deutschland sieht unter seinen Landsleuten großes Interesse am Reformprozess – aber auch Verständnisprobleme.

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Der Delegat der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) für die polnischsprachige Seelsorge in Deutschland, Pfarrer Michał Wilkosz, beobachtet nach eigenen Worten "ein großes Interesse" der polnischen Katholiken in Deutschland am Synodalen Weg. "Aber die Diskussion über den deutschen Synodalen Weg basiert leider auf sehr oberflächlichen Kenntnissen, die sich aus den sozialen Medien speisen", sagte Wilkosz in einem Interview mit der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost" (Donnerstag). "Es werden nur Aspekte aufgegriffen, die in den Medien als Revolution in der Kirche dargestellt werden."

Die Berichte und Zusammenfassungen, die der Reformprozess veröffentlicht habe, seien jedoch für "den Durchschnittskatholiken" unverständlich – gerade, wenn er der Sprache nicht so mächtig sei, kritisierte der Pfarrer. Er riet dazu, das "Informationschaos, in dem wir leben", zu verringern. Zudem sei der Synodale Weg für Katholiken, die nicht aus Deutschland kommen, kulturell und historisch unverständlich. "Deshalb wäre der deutsche Synodale Weg wegen seiner Entstehung, auch als Folge der Synode von Würzburg, darzustellen, damit Katholiken, die in einem anderen Land heranwachsen, eine Chance haben, zu verstehen, worum es überhaupt geht."

Beträchtlicher Teil der Polen beschäftige sich nicht mit kirchlichen Debatten

Die 1,2 Millionen Katholiken polnischer Herkunft in Deutschland seien jedoch keine homogene Gemeinschaft, sondern kämen aus verschiedenen Regionen Polens und hätten damit auch verschiedene religiöse Prägungen. Den Vorsitzenden der polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanisław Gądecki, bezeichnete Wilkosz als "Exponenten dieses einfachen Elements der polnischen Religiosität", das sich auf "die Gewissheiten und den institutionellen Hintergrund des Katholizismus stützt, der antipositivistisch und personalistisch ist". So beschäftige sich ein beträchtlicher Teil der Polen nicht mit kirchlichen Debatten, "sondern mit dem einfachen Gebet, oft mit volkstümlichen Wurzeln, oft auch als Ausgleich für psychologische Defizite oder regelrechte Traumata".

In Deutschland habe er selbst gelernt, seinen priesterlichen Dienst auf eine andere Art zu betrachten, so Wilkosz weiter. "In Polen war ich es gewohnt, in die Kirche zu kommen und die Leute warteten schon. Hier habe ich gelernt, auf die Menschen zuzugehen und sie aufzusuchen." Außerdem habe er gelernt, innerhalb der Theologie anders zu denken, auch im pastoralen Bereich. "Ich bin nicht mit allen Richtungen des theologischen Denkens in Deutschland einverstanden, und ich kann einigen von ihnen grundsätzliche Gegenargumente entgegensetzen, aber im Prinzip hat mir das Studium einen breiteren Horizont eröffnet, denn in Polen fehlt es an Vielfalt im theologischen Denken."

Zudem widersprach Wilkosz der Behauptung, alle polnischen Pfarreien seien lebendig. So gebe es einige, "mit denen wir im vergangenen Jahr sehr ernste Probleme hatten", erklärte der Seelsorger. "Im polnischen Kontext – der nicht zu verwechseln ist mit Klerikalismus – hängt viel vom Profil des Pfarrers und damit von der Qualität seiner Bildung ab." Der Schlüssel liege darin, ob die Menschen in der Gemeinde die Möglichkeit zu einer authentischen, spirituellen Erfahrung hätten. Das pastorale Angebot solle daher sehr breit sein, so Wilkosz. (cbr)