Ernannter Erzbischof Gössl: Habe mir Amt nicht gewünscht
Der ernannte Bamberger Erzbischof Herwig Gössl hat sich sein neues Amt nach eigenen Worten nicht gewünscht. "Aber ich bin bisher immer so gefahren, dass ich gesagt habe: Was der liebe Gott mir zutraut, das nehme ich an, und so wird auch dieses Amt gut verlaufen können", sagte Gössl dem Kölner "Domradio" (Montag). Seine Ernennung zum Erzbischof sei für ihn durchaus eine Überraschung gewesen. "Ich hätte mir gut auch vorstellen können, dass ein Bischof von außen in unser Bistum kommt, so wie es ja bei meinen Vorgängern auch gewesen ist. Dafür spricht etwas", so Gössl. Dadurch, dass er in den Bistumsstrukturen beheimatet und bereits eingearbeitet sei, lasse sich der Übergang nun aber "ziemlich geräuschlos gestalten".
Am Samstag hatten das Erzbistum Bamberg und der Vatikan zeitgleich mitgeteilt, dass der Papst den bisherigen Weihbischof und Diözesanadministrator Gössl zum neuen Bamberger Erzbischof ernannt hat. Gössl wuchs in der Erzdiözese auf, wurde hier zum Priester geweiht und wirkte in der Pastoral und der Priesterausbildung. 2014 wurde er zum Weihbischof ernannt. Der 56-Jährige folgt auf den emeritierten Erzbischof Ludwig Schick, der die Erzdiözese 20 Jahre geleitet hatte.
"Aber ein Bistum ist Gott sei Dank kein Einmannbetrieb"
Anders als Schick wolle er selbst aber medial nicht so aktiv sein, sagte Gössl. "Diese sozialen Medien sind nicht ganz meine Stärke." Er unterstütze die Arbeit zwar, sei dort aber selbst wenig unterwegs. "Aber ein Bistum ist Gott sei Dank kein Einmannbetrieb." Zudem kündigte Gössl eine eigene Missbrauchsstudie für sein Erzbistum an. Schick habe immer Wert darauf gelegt, dass ein solches Gutachten nicht vom Bistum, sondern von einer unabhängigen Aufarbeitungskommission in Auftrag gegeben werde. "Die sind da jetzt dran, die sind kurz vor der Fertigstellung dieses Auftrages. Dann werden wir das ganz systematisch bearbeiten", so der ernannte Erzbischof. Er sei aber nicht der Meinung, "dass wir da bisher geschlafen hätten, auch wenn wir nicht bei den Ersten waren, die ein Gutachten in Auftrag gegeben haben".
Angesprochen auf vom Synodalen Weg vorgeschlagene Reformen in der katholischen Kirche betonte er, dass er nicht glaube, dass sich die Situation der Kirche grundlegend verändern würde, auch wenn Fragen wie die Priesterweihe für Frauen oder die Aufhebung des priesterlichen Pflichtzölibats "anders gelöst werden könnten, als sie im Moment gelöst sind", so Gössl. "Von daher meine ich, dass echte Reform immer damit anfangen muss, dass man zum Kern des Glaubens findet und sich aus dieser Mitte heraus dann konkrete Schritte der Veränderung in Kirche ergeben." Man könne nicht von außen einen Prozess anstoßen und meinen, die Kirche sei dann wieder "en vogue".
Eine unterschiedliche Regelung innerhalb der Weltkirche hält Gössl mit Blick auf den priesterlichen Pflichtzölibat für möglich. "Aber bei anderen Fragen wie der Frauenordination oder wenn es um die Struktur der Kirche geht, die Frage des Bischofsamtes, kann ich mir nicht vorstellen, dass man sagt, das sei in Deutschland anders geregelt als in Spanien und Polen." Bei diesen Fragen gehe es um den Kern. "Da müssen wir uns schon einig werden." (cbr)
11.12.23, 18.10 Uhr: Ergänzt um weitere Details.