Trauerfeiern für Tiere – ein Hoffnungszeichen einer geschundenen Welt
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Neulich hat mich eine Frau um Rat gefragt. Ihr Hund sei sehr krank. Sie habe Angst vor dem, was nun komme. Ich habe gesagt: "Tun Sie das, was Sie die ganze Zeit schon gemacht haben: Versuchen Sie Ihrem Hund treu zu bleiben. In guten und in schwierigen Tagen"
Im baden-württembergischen Albstadt haben Tierbestatter seit einigen Tagen eine Kirche eröffnet, in der sie religiöse Trauerfeiern für verstorbene Tiere anbieten. Angeblich gibt es schon 50 Anfragen. Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger hat dies nun für die katholische Kirche ausgeschlossen. Er befürworte klar einen ethisch verantworteten Umgang mit Tieren und sorge sich um das Tierwohl. "Aber wir sollten Tiere nicht vermenschlichen. Ein eigener katholischer Trauerritus für Haustiere ist für mich undenkbar." Was würde er wohl der – offensichtlich sehr gläubigen – Frau antworten, die mich bei einem Vortrag in einer Kirche gefragt hat: "Bitte sagen Sie mir, es ist sehr wichtig für mich: Werde ich meinen toten Hund im Himmel wiedersehen?" Ich habe nach einigem Nachdenken gesagt: "Welcher Gott würde es fertigbringen, die offenkundige Liebe zwischen Ihnen und Ihrem Tier zu kappen? Und welchen Sinn würde dies machen?" Schon der erzbischöfliche Gedanke, Menschen vermenschlichten ihre Tiere, führt ins Leere. Menschen lieben Lebewesen um ihrer Lebendigkeit willen. Menschliche und tierliche.
Die Theologin Simone Horstmann sagt, wenn in der Bibel von der Seele die Rede sei, gehe es nicht um ein substanzielles Etwas, das allein Menschen zukomme. Sondern um die schlichte Erfahrung, beseelt zu werden: "Alles Lebendige kann sich gegenseitig helfen, Lebendigkeit zu erfahren. Es ist die Erfahrung, dass wir von anderen aus der Verlassenheit gezogen werden können, selbst aus der Todesverlassenheit." Deswegen gebe es einen Himmel für alles Lebendige: "Es gibt doch kaum eine größere Hoffnung, als geschundenes und bedrohtes Leben heilvoll und verwandelt aufgehoben zu erleben."
Wenn Tiere Menschen aus der Verlassenheit ziehen, dann ist das doch schon ein Fingerzeig des göttlichen Himmels. Und dies zusammen mit gestorbenen Tieren im Gottesdienst zu feiern ein Hoffnungszeichen einer geschundenen Welt, die sich bestimmt nicht nur in Albstadt nach diesem Himmel sehnt.
Der Autor
Peter Otten ist Pastoralreferent in der Pfarrgemeinde St. Agnes in Köln. Seit einigen Jahren bloggt er unter www.theosalon.de.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.