Das Viganò-Schisma muss eingedämmt werden
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Die Kirche steht vor einem Schisma. Anders kann man die jüngste Ankündigung von Carlo Maria Viganò nicht interpretieren. Ganz offen beruft sich der Erzbischof mittlerweile auf den "ehrwürdigen Erzbischof Lefebvre", den Gründer der Piusbruderschaft. Viganò will in Italien ein Kolleg und Priesterseminar als Ort für Priester und Seminaristen schaffen, die die "Irrlehren des Zweiten Vatikanums" nicht akzeptieren wollen.
Mit der Gründung dieses Kollegs träte der Erzbischof in die Fußstapfen Lefebvres: Auch der hatte zunächst mit kirchlich nicht sanktionierter Priesterausbildung begonnen, mit verbotenen Weihen zog er sich die Suspendierung zu, um 1988 mit verbotenen Bischofsweihen endgültig ins Schisma abzugleiten. Wie Lefebvre akzeptiert Viganò weder die Autorität des Papstes noch des Konzils.
Konsequenzen für Viganò scheint es bislang nicht zu geben. Stattdessen schweigt der Papst wieder einmal. Die Erfahrung mit der Piusbruderschaft sollte jedoch zu denken geben, erst recht, wenn Viganò sich selbst in die Tradition Lefebvres stellt: Viel zu schwach waren die Reaktionen aus Furcht um die Einheit der Kirche; das Schisma zu benennen traute sich Papst Johannes Paul II. nicht, stattdessen war immer nur von einem "schismatischen Akt" die Rede. Papst Benedikt XVI. hob die Exkommunizierung der Pius-Bischöfe sogar auf. Gedankt wurde es ihm nicht, alle Dialogbemühungen haben die Piusbrüder nicht in die Gemeinschaft der Kirche und zur Akzeptanz des Konzils zurückgeführt. Die erstaunliche Duldsamkeit liegt sicher auch darin begründet, dass dieses Schisma von Bischöfen getragen wird – und damit die Gefahr eines Flächenbrands durch weitere Weihen birgt.
Sanktionen gegen Viganò sind längst überfällig. Sie wären aber nur ein erster Schritt – das sind die Lehren aus Lefebvre: Die Dauerhaftigkeit der Piusbruderschaft liegt in der Sakramentenlehre begründet. Der gültig geweihte Bischof kann gültig Priester und Bischöfe weihen – auch wenn er selbst suspendiert, exkommuniziert oder sogar laisiert ist. Das gilt für Lefebvre wie für Viganò. Schon einmal hat die Kirche hinsichtlich der Gültigkeit von Sakramenten Vorschriften zur Form aufgestellt – beim Konzil von Trient für die Ehe. Mit Blick auf die Piusbruderschaft und das drohende Viganò-Schisma wäre es nun an der Zeit, über das Weihesakrament nachzudenken: Eine Formpflicht für die Weihe, die Vagantenbischöfen die Waffe schismatischer Ordinationen aus der Hand nimmt, ist längst überfällig.
Der Autor
Felix Neumann ist Redakteur bei katholisch.de und Mitglied im Vorstand der Gesellschaft Katholischer Publizistinnen und Publizisten (GKP).
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.