Schärfste Kritik an Vatikan-Papier von Nachfolger Fernandez

Kardinal Müller: Segnung homosexueller Paare ist "Gotteslästerung"

Veröffentlicht am 22.12.2023 um 14:06 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Jeder Bischof sei dazu verpflichtet, diese "sakrilegischen Taten zu verhindern": Kardinal Gerhard Ludwig Müller kritisiert mit scharfen Worten die vatikanische Erlaubnis zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare.

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Der frühere vatikanische Glaubenspräfekt Kardinal Gerhard Ludwig Müller hat das neue Vatikandokument zur Segnung homosexueller Paare scharf kritisiert. In einer zeitgleich von mehreren konservativen Internetportalen verbreiteten Stellungnahme bemängelte er nicht nur den Inhalt, sondern auch das Zustandekommen der Grundsatzerklärung "Fiducia supplicans" ("Flehendes Vertrauen", "FS"). Diese sei nicht von der Vollversammlung des Glaubensdikasteriums diskutiert und beschlossen worden.

Zudem kritisierte er, die in dem Papier entwickelte neue Segensart könne weder aus der biblischen Überlieferung noch aus der Tradition der Kirche hergeleitet werden: "Tatsächlich gibt es keine biblischen Texte oder Texte von Kirchenvätern oder Kirchenlehrern oder frühere Dokumente des Lehramtes, die die Schlussfolgerungen von FS stützen." Außerdem habe dasselbe Dikasterium noch vor weniger als drei Jahren kategorisch die Möglichkeit abgelehnt, homosexuelle Paare zu segnen.

Das Glaubensdikasterium unter Müllers Amtsnachfolger Kardinal Victor Fernandez hatte am Montag mit ausdrücklicher Genehmigung von Papst Franziskus festgelegt, dass eine Segnung gleichgeschlechtlicher und auch nach einer Scheidung wiederverheirateter Paare durch Geistliche möglich sei. Eine Verwechslung mit dem Ehesakrament müsse jedoch konsequent vermieden werden. Müllers Kritik daran gipfelt in dem Argument, Segen beziehe die Bibel auf die von Gott geschaffene Ordnung: "Diese Ordnung basiert auf der sexuellen Verschiedenheit von Mann und Frau. Die Segnung einer Realität, die sich der Schöpfung widersetzt, ist nicht nur unmöglich, sondern stellt Gotteslästerung dar." Jeder Bischof sei dazu verpflichtet, diese "sakrilegischen Taten zu verhindern". Sonst erfülle er nicht den Auftrag Jesu. (tmg/KNA)