Harte Strafen für Homosexuelle in einigen Staaten

Bischof Gerber: Vatikan-Papier ist Signal gegen Diskriminierung

Veröffentlicht am 24.12.2023 um 09:00 Uhr – Lesedauer: 

Fulda/Köln ‐ Als notwendiges politisches Signal des Papstes wertet der Vizevorsitzende der Bischofskonferenz Michael Gerber das Vatikan-Papier zur Segnung Homosexueller. Dieses adressiere besonders die Kirche in einer Region der Welt.

  • Teilen:

Der Fuldaer Bischof und stellvertretende Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Michael Gerber, sieht das neue Vatikan-Papier zur Segnung Homosexueller auch als "klares politisches Signal". Dieses gehe vor allem in Richtung einiger afrikanischer Länder, wo für praktizierte Homosexualität bis heute harte Strafen bis hin zur Todesstrafe drohten, sagte er am Sonntag im Interview der Woche im Deutschlandfunk.

"Angesichts dessen, was wir an Diskriminierung erleben, ob in Uganda oder in anderen Staaten, also wo Menschen, die in gleichgeschlechtlichen Beziehungen leben, sehr in Gefahr sind, braucht es hier ein sehr klares politisches Signal, auf welcher Seite die Kirche steht und mit welchen politischen Kräften sie sich auf keinen Fall in so einer Frage solidarisieren kann", so Gerber.

Gerade aus den Bischofskonferenzen etlicher Länder in Afrika kommt bisher der entschiedenste Widerstand gegen die am Montag veröffentlichte neue Regelung aus dem Vatikan. Danach dürfen Priester auch gleichgeschlechtliche und nach einer Scheidung wiederverheiratete Paare segnen, sofern eine Verwechslung mit dem Ehesakrament konsequent vermieden werde.

Asylpolitik an Hilfsbedürftigkeit ausrichten

Gerber forderte zudem eine Neuausrichtung der Asylpolitik. Dabei müsse man sich vor allem an der Hilfsbedürftigkeit orientieren: Es müsse differenzierter hingeschaut werden, wer vor unseren Grenzen in welcher prekären Situation ist". Dabei denke er "vor allem an Frauen, an Kinder, an Menschen mit Behinderung".

Insgesamt brauche es eine "deutlich geregeltere Migration", fügte der Bischof hinzu. Die Kirchen müssten hier auch weiter ihren Beitrag leisten. Konkret nannte er zum einen die Hilfe vor Ort für die Geflüchteten – auch was die Seelsorge für die oft traumatisierten Menschen angehe und das Bemühen um eine bessere Integration. Darüber hinaus, so Gerber weiter, gelte es, mit nachhaltiger Entwicklungspolitik die Fluchtursachen in den Herkunftsländern zu bekämpfen. Hier seien auch die Kirchen und ihre Hilfsorganisationen gefragt.

Der Bischof warnte außerdem vor einer Zunahme von Zuspitzung und Polarisierung in der Gesellschaft. Ob Krieg, Klimawandel, Migration oder soziale Probleme in Deutschland – aktuell gebe es zahlreiche drängende Herausforderungen, für die es keine einfachen Antworten gebe, auch wenn manche dies suggerieren wollten: "Und ich sehe auch unseren Beitrag als Kirchen darin, Menschen zu helfen, diese Komplexität auszuhalten." (cph/KNA)