Jüsten verweist auf "ökumenische Gesinnung" von Ex-Bundestagspräsident

Bätzing würdigt verstorbenen Wolfgang Schäuble als "Ausnahmepolitiker"

Veröffentlicht am 27.12.2023 um 11:42 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Wolfgang Schäuble gehörte über fünf Jahrzehnte dem Bundestag an, war viele Jahre Minister und zuletzt Präsident des Parlaments. Bischofskonferenz-Vorsitzender Georg Bätzing würdigte den evangelischen Christen als "Ausnahmepolitiker".

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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hat den verstorbenen CDU-Politiker Wolfgang Schäuble als "Ausnahmepolitiker" gewürdigt. "Mit seiner Persönlichkeit hat er Deutschland geprägt, mit unermüdlichem Einsatz, politischer Hingabe, visionärem Blick und mutigen Entscheidungen", sagte der Limburger Bischof am Mittwoch auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd). Schäuble war am Dienstag im Alter von 81 Jahren gestorben.

Fünf Jahrzehnte von acht Lebensjahrzehnten habe Wolfgang Schäuble dem Bundestag angehört, erinnerte Bätzing: "Dabei hat er immer wohlwollend und konstruktiv-kritisch den Weg der katholischen Kirche in Deutschland begleitet. Dafür bin ich ihm zutiefst dankbar." Der Einsatz Schäubles zum Wohle Deutschlands und Europas könne nicht hoch genug geschätzt und gewürdigt werden. "Ob deutsch-deutscher Einigungsvertrag, Euro-Stärkung, Rettungsschirme oder eine Konsolidierung der bundesweiten Finanzen - in allen Themen war er zu Hause und zeigte eine Präsenz im öffentlichen Raum, die ihresgleichen sucht", sagte Bätzing.

Er verneige sich in Dankbarkeit und Respekt vor dieser "Persönlichkeit, dem Politiker, Christ und Mensch Wolfgang Schäuble", fügte Bätzing hinzu. Seit den 80er Jahren war der evangelische Christ Schäuble Bundesminister in verschiedenen Ressorts, Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag, CDU-Parteichef und von 2017 bis 2021 Bundestagspräsident.

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Der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Karl Jüsten, würdigte Schäuble als "engagierten evangelischen Christen mit einer großen ökumenischen Gesinnung". Schäubles Politik "war geprägt von Überzeugungen und Werten, die von christlichen Idealen geprägt waren", sagte Jüsten am Mittwoch auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der ehemalige Bundestagspräsident habe der katholischen Kirche stets viel Wertschätzung entgegengebracht, so Jüsten. Davon zeugten sein Besuch beim damaligen Papst Benedikt XVI., seine regelmäßigen Kontakte mit Bischöfen sowie seine Teilnahme an vielen Katholikentagen.

Sein Glaube habe ihm auch in den schwersten Stunden seines Politikerlebens Halt gegeben, erklärte Jüsten. "Davon sprach er nach dem erlittenen Attentat genauso wie in persönlichen Reflexionen über politische und menschliche Niederlagen und Demütigungen." Fleiß, Disziplin und Ausdauer seien seine hervorstechenden Tugenden gewesen. "Wer ihn persönlich erleben durfte, konnte eine sehr warmherzige, zugewandte und treue Persönlichkeit erleben, die sich bisweilen von seinem öffentlichen Bild unterschied, denn schroff konnte er auch sein."

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger sagte, Schäuble sei stets für christliche Werte eingetreten und maßgeblich an der deutschen Wiedervereinigung beteiligt gewesen. Die "Vertiefung der europäischen Einheit" sei ihm ein zentrales Anliegen gewesen, sagte der Erzbischof. Schäuble war in Freiburg geboren worden. (rom/cbr/epd/KNA)

27.12.23, 16.15 Uhr: Ergänzt um Stellungnahme von Erzbischof Burger