Einer von ihnen ist Martin Stuflesser. Gemeinsam mit seinem Kollegen, dem Religionspädagogen Hans-Georg Ziebertz, will der Professor für Liturgiewissenschaft herausfinden, warum Priester, Diakone oder Pastoralreferenten Änderungen im liturgischen Ablauf vornehmen. Die Idee dazu lieferte eine ältere Diplomarbeit, die die Osterfeier im Dekanat Würzburg-Innenstadt untersuchte; Gibt es am Gründonnerstag eine Fußwaschung? Am Karfreitag die Kommunionfeier? Und wie viele und welche Lesungen werden in der Osternacht gelesen? Im Jahr 2010 wiederholte man am Lehrstuhl die Befragung und konnte so, nach 25 Jahren, Vergleichsdaten erheben.
Die Forscher stellten fest, dass es Änderungen im Ablauf der Liturgie gab. So wurde beispielsweise in einigen Fällen die Lesung aus Genesis 22 in der Osternacht ganz bewusst weggelassen. In dieser Lesung stellt Gott Abraham auf die Probe und fordert die Opferung seines einzigen Sohnes Isaak. Es stellte sich nun bei der Befragung heraus, dass diese Lesung jedoch nicht beliebig weggelassen wurde, sondern wohl weil man meinte, das darin zum Ausdruck kommende Gottesbild sei zu grausam - man empfand es als unpassend für das Fest der Auferstehung. "Das neue Projekt soll nun genau solche Motivationen stärker untersuchen", sagt Stuflesser.
Qualitätsmerkmal "katholische Messe"
Die Haltung der Kirche zu dem Thema ist eindeutig: "Deshalb darf durchaus niemand sonst, auch wenn er Priester wäre, nach eigenem Gutdünken in der Liturgie etwas hinzufügen, wegnehmen oder ändern", heißt es in der Liturgie-Konstitution "Sacrosanctum Concilium" (SC) des Zweiten Vatikanischen Konzils. "Es ist nicht beliebig, was wir da Sonntag für Sonntag feiern", sagt Stuflesser. Denn dass die katholische Messe überall auf der Welt gleich sei, sei ein Qualitätsmerkmal.