Bischof Hanke: Ich bin kein Reformverweigerer
Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke ist nach eigener Aussage kein Gegner von Reformen in der Kirche. "Weltkirchlich sehe ich mich nicht als Reformverweigerer", sagte Hanke in einem am Donnerstag auf der Internetseite seiner Diözese veröffentlichten Video-Interview. "Ich bin zutiefst überzeugt, dass die Kirche eine Erneuerung braucht, die vom Evangelium ausgeht", so der Bischof. Er stehe jedoch für eine Reform der Weltkirche in Gemeinschaft mit dem Papst. In Anspielung auf den Synodalen Weg sagte er, in Deutschland sei man jedoch "von einer Agenda ausgegangen, die schon lange besteht". Man hoffe, durch diese Agenda mit einem Fokus auf strukturelle Veränderungen, die Kirche den Menschen wieder näherzubringen. "Davon bin ich nicht überzeugt."
"Wenn man mich als Reformgegner oder Reformverweigerer bezeichnet, dann steckt dahinter der Anspruch, dass die Kirche von Deutschland aus verändert werden muss", sagte Hanke weiter. Es sei eine Gefahr anzunehmen, die Kirche in Deutschland habe einen "archimedischen Hebel", mit dem man die gesamte Weltkirche reformieren könne. Das sei ein gefährlicher Weg, den er nicht mitgehen wolle, so der Bischof. Der Wunsch nach kirchlicher Erneuerung sei jedoch eine Überzeugung, die er nicht nur theoretisch vor sich hertrage. Hanke verwies auf seinen Eintritt ins Kloster im Alter von 27 Jahren: Dort habe er die Erneuerung seines eigenen Lebens gesucht.
Hanke gehört zu den vier deutschen Bischöfen, die nicht am Nachfolgegremium des Synodalen Wegs, dem Synodalen Ausschuss, teilnehmen, und zuvor gegen eine Finanzierung des Reformprozesses aus Mitteln des Verbands der Diözesen Deutschlands (VDD) gestimmt hatten. Im VDD sind die 27 rechtlich und wirtschaftlich selbstständigen deutschen Diözesen zusammengeschlossen; der Verband ist der Rechtsträger der Deutschen Bischofskonferenz. Neben Hanke stimmten die bayerischen Bischöfe Stefan Oster (Passau) und Rudolf Voderholzer (Regensburg) sowie der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki gegen die Finanzierung des Synodalen Ausschusses. Als Begründung für ihr Veto führten die Oberhirten an, dass sich der Vatikan mehrfach gegen die Gründung eines Synodalen Rats als Leitungsgremium von Bischöfen und Laien ausgesprochen habe. Die wichtigste Aufgabe des Synodalen Ausschusses ist die Vorbereitung dieses Rates.
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Mit Blick auf den kirchlichen Missbrauchsskandal sagte Hanke, es sei ihm ein großes Anliegen, "Licht in dieses Dunkel zu bringen". Wichtig sei dabei, die Perspektive der Missbrauchsbetroffenen ernst zu nehmen. "Ich selbst bin vielfach mit Betroffenen zusammengekommen und habe dann sehr bewegende Momente erlebt", sagte der Bischof. Das habe ihn tief geprägt, sodass es für ihn "keine Diskussion" bei der Aufklärung von Missbrauch gebe. Sexueller Missbrauch deute zudem auf eine "spirituelle Krankheit" der Täter hin. Daher müsse man ein besonderes Augenmerk auf die Ausbildung und Begleitung von Priestern und anderen pastoralen Mitarbeitern in der Kirche legen. Sie müssten ermuntert werden, ein spirituell fundiertes Leben zu führen, damit geistliche Vakuen, die nach einiger Zeit der Tätigkeit auftreten könnten, nicht zu Missbrauchstaten führten.
Im Rückblick auf das Jahr 2023 sagte der Eichstätter Bischof, dass ihn die aktuellen Kriege im Nahen Osten und in der Ukraine stark belasteten. "Ich habe den Eindruck, die Welt driftet auseinander und es bilden sich neue Blöcke." Das stelle in der Zukunft wahrscheinlich eine große Herausforderung für den Frieden in der Welt dar. In Deutschland machte Hanke eine große Verunsicherung aus: "Wir müssen gesellschaftlich Abschied nehmen von der bisherigen Konzeption einer westlichen Welt, die weltweit Attraktivität gewinnt und Demokratie exportieren kann", sagte der Bischof. Das werde künftig so nicht mehr funktionieren. Hanke rief zum Gebet für den Frieden in der Welt auf. (rom)