Warum Maria und Josef sich merkwürdig verhalten
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Kann es sein, dass sich Maria und Josef in der heutigen Bibelstelle merkwürdig verhalten?
Sie bringen Jesus den ganzen weiten Weg in den Jerusalemer Tempel, um das Kind "dem Herrn darzustellen". Dabei ist es doch nicht nur ein, sondern gerade das Kind Gottes. Dann "staunen" sie über die Worte von Simeon, dabei könnte man so langsam wissen, dass Maria den Messias zur Welt gebracht hat. Und dann kommt Hanna dazu und fängt an mit anderen Leuten im Tempel, "die auf die Erlösung Jerusalems warteten", über Jesus zu reden. Und Maria und Josef führen einfach die vorgeschriebenen Ritualhandlungen durch und gehen nach Hause.
Der Evangelist betont hier auffallend oft, dass die beiden alles so machen, "wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt". Und davon ist auch auszugehen, schließlich waren Maria und Josef gläubige Juden. Selbst nach der Prophezeiung durch den Engel, der ungewöhnlichen Geburt und der Verehrung durch die Hirten gehen die beiden auf "Nummer sicher". Sie halten sich genau an die Gebote. Vielleicht auch, weil im Alten Testament selbst Könige wie Saul und David für Regelbrüche hart bestraft wurden?
Aber dann bleibt mir immer noch die Frage: Warum staunen sie über die Worte von Simeon? "Seine Herrschaft wird kein Ende haben" (Lk 1,33), verkündet der Engel Maria. "Er ist der Christus, der Herr." (Lk 2,11), sagt er den Hirten und die erzählen es den Eltern Jesu. '"Denn meine Augen haben das Heil gesehen", betet Simeon zu Gott. Und immer noch staunen die beiden über diese Worte. Warum?
Ich könnte mir vorstellen, dass sie immer noch einen "richtigen" König erwarten. Einen, wie David. Einen mit Palast und Frauen und militärischem Erfolg. Schließlich ist die Menschwerdung Gottes etwas Einmaliges. Es gibt keine Vorlage, an die sie sich halten können. Aber einen König wie David, aus armem Haus, aber von Gott auserwählt, den gab es immerhin schon einmal und auf den wird ja auch ständig vorher verwiesen.
Die Geburt Jesu ist so einmalig und einzigartig, dass Maria und Josef immer noch staunen, wenn ein Fremder ihr kleines Kind Jesus hält und Gott dafür preist, das Heil aller Völker gesehen zu haben. Kein König für Jerusalem. Ein König für alle Völker. Das Kind Gottes. Das ist so unbegreiflich, dass selbst Maria und Josef immer noch darüber staunen.
Weihnachten ist für uns gerne so offensichtlich wie für die Hirten, Simeon und Hanna. Aber Maria und Josef verhalten sich in der heutigen Bibelstelle überhaupt nicht merkwürdig. Sie tun alles, was sie für richtig und im Sinne Gottes halten. Und dann staunen sie.
Evangelium nach Lukas (Lk 2,22-40)
Als sich für die Eltern Jesu die Tage der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung erfüllt hatten,
brachten sie das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn darzustellen, wie im Gesetz des Herrn geschrieben ist: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn heilig genannt werden. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.
Und siehe, in Jerusalem lebte ein Mann namens Símeon. Dieser Mann war gerecht und fromm
und wartete auf den Trost Israels und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Christus des Herrn gesehen habe.
Er wurde vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern das Kind Jesus hereinbrachten, um mit ihm zu tun, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Símeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten:
Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.
Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden. Und Símeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele zu Fall kommen und aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird, – und deine Seele wird ein Schwert durchdringen. So sollen die Gedanken vieler Herzen offenbar werden.
Damals lebte auch Hanna, eine Prophetin, eine Tochter Pénuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. Zu derselben Stunde trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.
Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs heran und wurde stark, erfüllt mit Weisheit, und Gottes Gnade ruhte auf ihm.
Die Autorin
Carina Adams ist studierte Theologin und Redakteurin bei katholisch.de.
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