Anselm Grün: Beten ist ein Weg zu hoffen
Für den Münsterschwarzacher Benediktinerpater und Bestsellerautor Anselm Grün (78) heißt Hoffnung nicht, die Augen zu verschließen. Vielmehr müssten diese für die Realität geöffnet werden, sagte der Ordensmann der Münchner "Abendzeitung" (Dienstag). Das sei momentan natürlich alles andere als schön. Doch Hoffnung brauche einen langen Atem. Sie sei aber kein Zweckoptimismus, indem man sich sage, alles werde schon wieder gut.
"Die Erwartung, dass es nächstes Jahr wirklich besser ist, kann enttäuscht werden", räumte der 78-jährige Grün ein. Ein Weg zu hoffen ist seinen Worten zufolge aber zu beten. Solange man bete, habe man Hoffnung. "Dann bin ich zumindest nicht ohnmächtig. Wenn ich nur mit Ohnmacht reagiere, dann helfe ich keinem. Ich lähme mich selbst und auch meine Umgebung."
"Kunst des gesunden Lebens"
Mit Blick auf die Krise im Gesundheitswesen sieht der Autor von Lebenshilfe-Literatur übertriebene Erwartungen an den Staat. "Wir können froh sein um unser System, aber in der Antike war die wichtigste Aufgabe der Ärzte, nicht nur Krankheiten zu heilen, sondern die Kunst des gesunden Lebens zu lehren." Das würde einige Kosten verringern. Viele Krankheiten seien Ausdruck eines Lebensstils und lägen in der Verantwortung jedes Einzelnen.
Die Gesundheitsversorgung in Deutschland sei auf einem hohen Niveau. Dennoch würden wohl künftig Abstriche gemacht werden müssen, prognostizierte der Ordensmann. "Aber wir werden einen Weg finden müssen, wie die Gesundheit der Menschen erhalten bleibt." (mal/KNA)