Konflikt mit Diözese um Wallfahrtsort: Opus Dei lehnt Schlichtung ab
Der Konflikt des Opus Dei mit der spanischen Diözese Barbastro-Monzón um den Wallfahrtsort Torreciudad hat einen neuen Höhepunkt erreicht: Die Personalprälatur ist nicht zu einem Schlichtungstermin erschienen, der vor einem staatlichen Gericht anberaumt war. Die Güteverhandlung hätte am 20. Dezember in der Kleinstadt Barbastro in der Region Aragonien stattfinden sollen und sei auf Initiative des Diözesanbischofs Ángel Pérez Pueyo zustande gekommen, berichtete die Lokalzeitung "Heraldo de Aragón" am Donnerstag. Gegenstand der Schlichtung sei die Auseinandersetzung zwischen dem Opus Dei und dem Bistum über den Vertrag aus dem Jahr 1962 gewesen, der die Zuständigkeiten für den Wallfahrtort, das dortige Gotteshaus und das in Torreciudad verehrte Marienbild regelt. Im Kern geht es bei dem seit einigen Jahren schwelenden Streit darum, dass die Diözese ihren Einfluss auf den Wallfahrtort vergrößern möchte.
Die Verantwortlichen der Personalprälatur für Torreciudad bestätigten laut Medienberichten, Anfang Dezember eine Einladung zu der Güteverhandlung erhalten zu haben. Man sei jedoch nicht vor Gericht erschienen, da dies als Eingeständnis hätte missverstanden werden können, dass die Kritik des Bischofs von Barbastro-Monzón an den Regelungen für den Wallfahrtsort zutreffend sei, heißt es demnach seitens des Opus Dei. "Wir fordern eine juristische Aktualisierung, aber alles stimmt mit dem Recht überein", so die Personalprälatur. Die Diözese schloss indes nicht aus, nun den Rechtsweg mit einer Klage vor Gericht gegen die Vereinigung zu beschreiten. Sie betonte jedoch, dass man mit aller Kraft eine außergerichtliche Einigung anstrebe.
2020 hatten die Auseinandersetzungen um eine Aktualisierung des Vertrags aus dem Jahr 1962 über die Zusammenarbeit an der Wallfahrtsstätte begonnen, die auf dem Gebiet des Bistums Barbastro-Monzón liegt. Im Juli wurde der Streit zwischen dem Opus Dei und der Diözese öffentlich bekannt, als spanische Medien von finanziellen Auseinandersetzungen und eine von der Regel abweichende Personalpolitik des Bistums in Torreciudad berichteten. Pérez ernannte damals erstmals einen Priester zum Rektor der Wallfahrtskirche, der nicht dem Opus Dei angehört. Auch die symbolische jährliche Zahlung von 19,23 Euro für die Nutzung des Geländes des Wallfahrtsorts an das Bistum sowie die Einnahmen von 1,2 Millionen pro Jahr durch die Personalprälatur standen in der Kritik.
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Im Dezember verkündete der Bischof, der Vatikan habe zugestimmt, Torreciudad zu einem diözesanen Heiligtum zu ernennen. Aktuell sieht das Opus Dei den Marienwallfahrtsort kirchenrechtlich als halböffentlichen Gebetsort an. Die künftige Anerkennung als diözesanes Sanktuarium sei ein folgerichtiger Schritt zur Normalisierung der Situation von Torreciudad, wurde die Diözese damals zitiert. Dabei gehe es ausschließlich um kirchenrechtliche und pastorale Fragen, nicht um Besitzansprüche des Bistums. Zur Anerkennung als Diözesanheiligtum bedarf es der "Gutheißung des Ortsordinarius", heißt es im Kirchenrecht (c.1230 CIC). Nationalheiligtümer bedürfen der Anerkennung durch die Bischofskonferenz des Landes und internationale Sanktuarien benötigen die Anerkennung des Heiligen Stuhls.
Der Marienwallfahrtsort Torreciudad im Nordosten Spaniens geht auf eine Einsiedelei aus dem 11. Jahrhundert zurück, in der das Bildnis Unserer Lieben Frau von den Engeln verehrt wird. In den 1960er-Jahren beschloss Opus Dei-Gründer Josefmaria Escrivá de Balaguer, dort eine neue Kirche zu errichten und den Ort zu einer großen Wallfahrtsstätte des Opus Dei auszubauen. Der Gründer der Vereinigung hatte eine enge Beziehung zum Marienbildnis von Torreciudad: Als Zweijähriger pilgerten seine Eltern mit ihm zur dortigen Gottesmutter, um ihre Dankbarkeit über eine überstandene Krankheit ihres Kindes auszudrücken. 1975 wurde die Kirche eingeweiht, die mittels zahlreicher Spenden von Angehörigen des Opus Dei gebaut wurde. Torreciudad gilt als eine Hochburg der Personalprälatur und empfängt jährlich etwa 190.000 Pilger. Zusammen mit den Marienwallfahrtsorten Saragossa, Montserrat (beide Spanien), Meritxell (Andorra) und Lourdes (Frankreich) bildet Torreciudad die "Ruta Mariana". (rom)