Menschen bräuchten Orientierung durch "zugewandte" Kirche

Norpoth: Krise der Kirche ist Krise der Leitung

Veröffentlicht am 08.01.2024 um 11:49 Uhr – Lesedauer: 

Münster ‐ In der Krise gelte ein Grundsatz: Die Leitung muss Orientierung geben, betont Betroffenen-Vertreter Johannes Norpoth. Doch jüngste Beispiele zeigen für ihn, dass das "spurlos an der katholischen Kirche vorbeizugehen scheint".

  • Teilen:

Der Sprecher des Betroffenenbeirats bei der Deutschen Bischofskonferenz, Johannes Norpoth, sieht vor allem die Kirchenleitung als verantwortlich für die aktuelle Situation der Kirche an. Die Krise sei "eine der Leitung, eine des Bischofsamtes", schreibt Norpoth in einem Gastkommentar für das Portal "kirche-und-leben.de" (Samstag). Die von den Bischöfen beklagte Massenflucht fuße auch auf dem "bekannt desaströsen Krisenmanagement".

Als jüngste Beispiele für die Leitungskrise nannte Norpoth die "Medienschelte" von Papst Franziskus bei seiner Audienz für die Gesellschaft katholischer Publizistinnen und Publizisten (GkP) vergangene Woche, die erneute Stellungnahme des Vatikans zum Segens-Dokument "Fiducia supplicans", mit der "das kleine Pflänzchen schnell plattgetreten" wurde, sowie das Ringen des Bistums Augsburg mit der Unabhängigen Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) um die Höhe einer Zahlung an einen Missbrauchsbetroffenen. "In der Krise muss die Leitung Orientierung geben", so Norpoth. Stattdessen müsse man kontinuierlich feststellen, "dass dieser Grundsatz nahezu spurlos an der katholischen Kirche vorbeizugehen scheint".

Die Kirchenleitung müsse den Menschen endlich "durch eine zugewandte, die heutigen Lebenswelten akzeptierende Kirche" Orientierung und Perspektive geben, fordert Norpoth. "Eben eine Kirche, die sich als einladende, hörende, lernende und begleitende Gemeinschaft versteht." Eine solche Perspektive sei sowohl für die Kirche als auch für die Welt notwendiger denn je. (mal)