Erster Todestag: Kirche in Australien erinnert an Kardinal Pell
Mehrere tausend Menschen haben in Sydney an einem Requiem für den vor einem Jahr verstorbenen australischen Kardinal George Pell teilgenommen. In seiner Predigt in der Kathedrale St. Mary betonte Erzbischof Anthony Fisher, Pell habe "unerschütterlichen Einsatz für die Wahrheit und konsequente Bereitschaft zum Guten" gezeigt. Er stehe für die Förderung von Moral und Religion in einer Welt, "die von Säkularismus und Relativismus geprägt ist", zitierte der asiatische Pressedienst Ucanews aus den Ausführungen Fishers über seinen Amtsvorgänger als Erzbischof von Sydney.
Seine Haltung habe Pell "viele Freunde und nicht wenige Feinde" eingebracht, so Fisher in seiner per Livestream übertragenen Predigt weiter. Mit Blick auf die Rolle Pells im Vatikan und die globale Kirche sagte Fischer, "kein Australier hat mehr für die Kirche weltweit getan". Fisher erinnerte auch an das jüngste Lob von Papst Franziskus für den "Eifer, die Überzeugung, die Entschlossenheit und die Vision" des verstorbenen Kardinals. "Er sagte, der Kardinal hatte verstanden, was in Bezug auf die Finanzreformen des Vatikans nötig war". Pell war von 2014 bis 2017 als Verantwortlicher für Wirtschafts- und Finanzfragen einer der mächtigsten Männer im Vatikan.
Franziskus: "Treuer Diener"
Der Kardinal war am 10. Januar 2023 mit 81 Jahren in Rom an den Folgen einer Hüftoperation gestorben. Nach seinem Tod würdigte ihn Franziskus als "treuen Diener". Pell war seinerzeit aber auch der ranghöchste katholische Geistliche, der wegen angeblichen sexuellen Missbrauchs verurteilt und inhaftiert wurde. Er wies stets alle Vorwürfe zurück. 2020 sprach ihn Australiens Oberstes Gericht aus Mangel an Beweisen frei; nach 400 Tagen kam er wieder auf freien Fuß.
In einem erst nach seinem Tod im britischen Magazin "The Spectator" veröffentlichten Gastbeitrag übte Pell scharfe Kritik an einem der wichtigsten Projekte von Franziskus, der Weltsynode. Pell bezeichnete sie als "toxischen Alptraum". Das Schreiben für die Vorbereitungsphase sei nicht nur "in neomarxistischem Jargon verpackt" gewesen, sondern "feindselig gegenüber der apostolischen Tradition". (KNA)