Parolin sieht in Segens-Dokument "Fortschritt in Kontinuität"
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin zeigt sich gelassen angesichts des Aufruhrs, den das Segensdokument "Fiducia supplicans" in weiten Teilen der Kirche ausgelöst hat. Dass es sehr starke Reaktionen hervorgerufen habe, zeige, dass ein Thema angesprochen wurde, das "sehr, sehr delikat ist, sehr sensibel und dass es hier viel Vertiefung braucht", sagte Parolin am Freitag bei einer Pressekonferenz in Rom. Die unterschiedlichen Reaktionen seien aber nicht schlimm. Es gehe um Fortschritt in der Kontinuität: "In der Kirche hat es immer Wandel gegeben: Die Kirche von heute ist nicht mehr die, die sie vor 2.000 Jahren war. Die Kirche ist offen für die Zeichen der Zeit, sie achtet auf die Bedürfnisse, die es gibt, aber sie muss auch dem Evangelium treu sein, der Tradition und ihrem Gedankengut." Wie schon das Glaubensdikasterium in seiner Stellungnahme zur Erklärung Anfang Januar betonte auch Parolin, dass die Lehre der Kirche über die christliche Ehe und Sexualität auch mit "Fiducia supplicans" unverändert bleibe.
Im Dezember hatte das Glaubensdikasterium mit Billigung von Papst Franziskus die Erklärung "Fiducia supplicans" veröffentlicht, in der eine Segnung von homosexuellen Paaren und Paaren in "irregulären" Situationen, also beispielsweise wiederverheirateten Geschiedenen, unter engen Bedingungen für zulässig erklärt wurde. Es müsse aber sichergestellt werden, dass weder die irreguläre Situation selbst gutgeheißen werde noch Verwechslungsgefahr mit Eheschließungen bestehen. Das Dokument hatte weltweit für starke zustimmende und ablehnende Reaktionen sowie Debatten gesorgt. Anfang Januar sah sich das Glaubensdikasterium veranlasst, noch einmal eine Erklärung der Erklärung in Form einer Pressemitteilung zu veröffentlichen.
Vor allem in Afrika stieß das Dokument auf fast einhellige Ablehnung. Mitte der Woche ging der Präsident des gesamt-afrikanischen Bischofsrats SECAM, Kardinal Fridolin Ambongo Besungu, mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit, in der er das Ergebnis einer Befragung aller Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar zusammenfasste. Demnach betonen die afrikanischen Bischöfe ihre Treue zum Papst, lehnen eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare aber ab. (fxn)