katholisch.de-Umfrage unter acht kirchlichen Verbänden

So viele Mitglieder haben die katholischen Verbände (noch)

Veröffentlicht am 23.01.2024 um 00:01 Uhr – Von Steffen Zimmermann – Lesedauer: 

Berlin ‐ Vor wenigen Tagen musste die Katholische Frauengemeinschaft für die vergangenen Jahre massive Mitgliederverluste bekanntgeben. Doch wie steht es um andere katholische Verbände? Hatten sie ähnliche Verluste zu verzeichnen? Und wenn ja, was tun sie dagegen? Katholisch.de hat nachgefragt.

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Es ist eine dramatische Zahl: In den vergangenen drei Jahren hat die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) mehr als 90.000 Mitglieder verloren. Das gab der Verband in der vergangenen Woche selbst bekannt. Seit 2021 haben damit rechnerisch jeden Tag mehr als 80 Menschen den Frauenverband verlassen, insgesamt ist er dadurch um ein Viertel geschrumpft. Als Begründung für den Aderlass führte die kfd neben einer zum Jahreswechsel in Kraft getretenen Beitragserhöhung für den Bundesverband auch die anhaltende Krise der katholischen Kirche an. Frauen träten auch aufgrund "von Enttäuschung und Frust im Hinblick auf die aktuelle Situation der katholischen Kirche" aus, so der Verband.

Von der Krise der Kirche sind auch alle anderen katholischen Verbände betroffen. Haben sie deshalb in den vergangenen Jahren ähnliche Mitgliederverluste hinnehmen müssen? Wie viele Mitglieder haben sie aktuell? Mit welcher Entwicklung rechnen sie in den kommenden Jahren? Und was tun sie, um ihre Mitglieder zu halten oder gar neue Mitglieder zu gewinnen? Katholisch.de hat bei acht bekannten katholischen Verbänden nachgefragt – vom Bund Katholischer Unternehmer bis zum Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung.

Bund Katholischer Unternehmer

"Im Vergleich zu anderen katholischen Verbänden ist die Mitgliederzahl im BKU mit etwas mehr als 1.000 Mitgliedern seit vielen Jahren stabil", sagt der Geschäftsführer des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU), Hans-Peter Meinhardt. Die Mitgliederverluste der vergangenen Jahre seien vorwiegend auf demografische Gründe zurückzuführen und durch Neuaufnahmen weitestgehend kompensiert worden. "Im abgelaufenen Jahr 2023 betrug der Saldo minus 2,18 Prozent, im Jahr 2021 waren es plus 2,23 Prozent", sagt Meinhardt. Für die Zukunft erwarte man aufgrund des hohen Altersdurchschnitts der Mitglieder einen weiterhin leichten Rückgang der Zahlen, weshalb die Gewinnung neuer und junger Mitglieder für den BKU einen großen Stellenwert habe.

"Durch aktive Diözesangruppen mit attraktiven Veranstaltungen und einen präsenten Bundesvorstand mit akzentuierten Stellungsnahmen zu den wirtschaftspolitischen Herausforderungen, auf die der BKU mit der katholischen Soziallehre als Grundlage der Sozialen Marktwirtschaft gute Antworten hat, motivieren wir kontinuierlich Führungskräfte und Unternehmer zur Mitgliedschaft", erklärt der Geschäftsführer. Eine besondere Rolle spiele dabei der "Junge BKU" für angehende oder bereits etablierte Führungskräfte unter 35 Jahren. Auf der Suche nach einer werteorientierten Gemeinschaft, verbunden durch einen gemeinsamen Glauben und eine unternehmerische Grundhaltung, begeisterten sich zunehmend mehr junge Menschen für diese sehr lebendige Gruppe innerhalb des BKU. "Sie sind Hoffnungsträger für den BKU und für unsere Gesellschaft", so Meinhardt.

Katholische Arbeitnehmer-Bewegung

60.000 Mitglieder hat die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) aktuell. Das sind deutlich weniger, als noch vor wenigen Jahren: Vor zehn Jahren hatte der Sozialverband noch 122.000 Mitglieder und vor fünf Jahren immerhin noch 85.000. Und dieser negative Trend dürfte anhalten, ist Roland Herres, Referent für Finanzen und Organisation bei der KAB, überzeugt: "Obwohl die Anzahl der Neumitglieder seit drei Jahren steigend ist, rechnen wir mit einem Mitgliederschwund von jährlich sechs bis acht Prozent." Das bleibt nicht ohne Folgen. Mit jetzt noch 60.000 Mitgliedern sei bereits eine "kritische Untergrenze" erreicht. "Der Verband diskutiert daher zurzeit intensiv zukünftige Strukturen, die das Engagement der KAB auf den unterschiedlichen Ebenen auch mit reduzierten personellen und wirtschaftlichen Kapazitäten lebendig halten."

Die Gründe für die massiven Mitgliederverluste der vergangenen Jahre sind nach Ansicht des Referenten vielschichtig. "Waren die frühzeitigen KAB-Arbeitervereine 'Solidargemeinschaften', in der die katholischen Sozialethik beheimatet war, so verliert dieser Grundgedanke in Kirche und Gesellschaft immer mehr an Bedeutung", erläutert Herres. Besonders in jüngeren Generationen gelinge es der KAB nicht mehr, für ein Engagement in der Gemeinschaft zu begeistern. "So überaltern viele Ortsvereine und Basisgruppen mit dem Ergebnis, dass viele Vereine ihr Engagement einstellen und die Mitglieder gemeinschaftlich austreten." Negativ unterstützt werde dieser Trend durch das Image und Handeln der katholischen Kirche und ihrer Verantwortlichen.

Dennoch: Aufgeben tut die KAB nicht. 2020 hat sie mit externer Hilfe eine bundesweite Mitgliederwerbekampagne gestartet, die seit dem vergangenen Jahr auf den regionalen Ebenen fortgeführt wird. Außerdem versuchten die KAB-Verbände auf Diözesanebene neue Modelle der Partizipation von Mitgliedern zu etablieren, "um der Auflösung von Ortsvereinen entgegen zu wirken, um Mitglieder zu halten und Neue zu akquirieren", sagt Herres. Das Interesse an KAB-Angeboten in den Bereichen Bildung und Arbeitnehmervertretung sei immer noch vorhanden.

Bild: ©KNA/Julia Steinbrecht

Die Katholische junge Gemeinde (KjG) zählt in Deutschland aktuell 50.000 Mitglieder. Das sind nach Angaben des Jugendverbands 7.000 weniger als noch vor zehn Jahren.

Katholische junge Gemeinde

Die Katholische junge Gemeinde (KjG) zählt in Deutschland aktuell 50.000 Mitglieder. Das sind nach Angaben des Jugendverbands 7.000 weniger als noch vor zehn Jahren. Den vorerst letzten größeren Mitgliederverlust habe es 2013/2014 gegeben, seither sei die Mitgliederzahl "eher konstant"; im Jahr 2022 habe man wohl wegen eines Corona-bedingten Nachholeffekts sogar ein leichtes Wachstum verzeichnen können. Verändert hat sich in den vergangenen Jahren allerdings die Altersstruktur der KjG: Heute hat der Verband nach eigenen Angaben weniger Kinder und dafür mehr junge Erwachsene als Mitglieder.

Für die kommenden Jahre rechnet die KjG bei der Zahl der Mitglieder mit einer ähnlichen Entwicklung wie in der Vergangenheit. Eine kritische Untergrenze an Mitgliedern, die die Funktionsfähigkeit oder gar den Fortbestand des Verbandes gefährden könnte, sieht man jedoch nicht. Gleichwohl müsse die KjG als demokratisch verfasster Verband immer wieder möglichst basisdemokratisch schauen, "welche Strukturen notwendig sind, um die Funktionsfähigkeit der KjG zu gewährleisten". Das gelte auch für die Frage, wie Aktionen und Projekte gestaltet seien müssten, um weiter gute Arbeit für und mit Kindern und Jugendlichen machen zu können.

Bei der Pflege ihrer Mitglieder und der Gewinnung neuer Mitglieder setzt die KjG stark auf Partizipation. Man frage die Themen der Kinder und Jugendlichen immer wieder ab, heißt es aus dem Verband. "So gab es beispielsweise eine Mitgliederumfrage, auf Basis derer die aktuell im Bundesverband bearbeiteten Themen festgelegt wurden." Zudem habe man in den vergangenen Jahren "gezielte Mitgliedergewinnungsaktionen" veranstaltet und Förderprogramme aufgelegt. Durch das Programm "KjG und Du" etwa hätten KjG-Gruppen finanzielle Unterstützung für Projekte zur Mitgliedergewinnung beantragen können. Auch Großveranstaltungen sind den Angaben zufolge ein wichtiger Faktor für die Mitgliedergewinnung und -pflege. Beispielhaft nennt der Verband den für Oktober geplanten politischen Kinder- und Jugendgipfel "LautStark!" mit mehr als 500 Teilnehmenden.

Katholische Landjugendbewegung

Die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) hat nach Auskunft von Pressereferent Malte Pahlke bundesweit rund 70.000 Mitglieder. Das Besondere: Die Tendenz ist "entgegen den Trends in anderen Bereichen des Ehrenamts erfreulich steigend". Einige Diözesanverbände hätten auch während der Corona-Pandemie "beeindruckende dreistellige Zuwächse" verzeichnen können. "Besonders erfolgreich war hier der Diözesanverband Münster mit sogar vierstelligen Zahlen. Als Grund sehen wir hier klar die tolle Arbeit in den Ortsgruppen und auf Diözesanebene, bei der es gelang, auch während der Pandemie Angebote zu machen und so das Interesse für ehrenamtliches Engagement in der KLJB zu erhalten", sagt Pahlke.

Grundsätzlich rechnet die KLJB seinen Angaben zufolge auch in den kommenden Jahren mit einer stabilen Entwicklung bei den Mitgliederzahlen. Damit das klappt, sieht Pahlke aber auch die Politik in der Pflicht: "Nur wenn die Jugendverbandsarbeit ausreichend strukturelle Fördermittel erhält, kann die KLJB ihren Mitgliedern auch weiterhin attraktive Angebote machen." Die Rücknahme der Kürzungen der Mittel aus dem Kinder- und Jugendplan des Bundes (KJP) könne dafür nur ein erster Schritt sein. "Durch die aktuellen Preissteigerungen ist in der Förderung unserer Veranstaltungen ein massives Defizit entstanden. Es braucht also aus unserer Sicht eine deutliche Anpassung der KJP-Fördermittel um unsere Mitgliedszahlen stabil zu halten", erläutert der Referent.

„Die anhaltende Vertrauenskrise der katholischen Kirche und der Reformstau tragen sicher dazu bei, dass Mitglieder sich von uns als katholischem Verband abwenden oder nicht eintreten.“

—  Zitat: KDFB-Pressereferentin Hannah Ratermann

Katholischer Deutscher Frauenbund

145.000 – so viele Mitglieder hatte der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) Anfang 2023, aktuellere Zahlen liegen dem Verband noch nicht vor. Gleichwohl lässt sich auch bei der "kleinen Schwester" der kfd ein klarer Negativtrend ablesen: 2014 hatte der KDFB noch 200.000 Mitglieder, 2019 waren es immerhin noch 180.000. Auch für die kommenden Jahre rechnet der Verband mit weiter sinkenden Zahlen. Die Gründe dafür sind laut KDFB vielschichtig. "Neben der Beitragsanpassung vor wenigen Jahren und dem demografischen Wandel sehen wir auch im gesellschaftlichen Wandel Gründe für den Mitgliederrückgang. Viele Vereine, auch außerhalb des kirchlichen Bereichs, melden Nachwuchsprobleme", so Pressereferentin Hannah Ratermann. Ehrenamtsstrukturen veränderten sich und es werde auf den verschiedenen Verbandsebenen zunehmend schwieriger, Menschen für Führungspositionen zu gewinnen.

Ein wichtiger Hinderungsgrund für die Übernahme von Vorstandstätigkeiten in den selbstständig organisierten Zweigvereinen vor Ort seien häufig die in den vergangenen Jahren deutlich gestiegenen formalen Anforderungen an Vereine. "Ebenso mussten wir feststellen, dass während der Corona-Jahre einige Angebote für Mitglieder vor Ort nicht fortgeführt werden konnten, wodurch Bindungen verlorengegangen sind. Die anhaltende Vertrauenskrise der katholischen Kirche und der Reformstau tragen sicher auch dazu bei, dass Mitglieder sich von uns als katholischem Verband abwenden oder nicht eintreten", betont die Referentin.

Die Funktionsfähigkeit des KDFB hängt laut Ratermann zwar nicht an einer bestimmten Mitgliederzahl. Aber: "Um politisch wirksam zu sein und im Einsatz für Geschlechtergerechtigkeit und Frauenrechte weiterhin Gewicht in Politik, Gesellschaft und Kirche zu haben, müssen wir Viele sein. Das Handeln Einzelner entfaltet weniger Wirkkraft als der institutionelle Zusammenschluss." Dafür sei es wichtig, bundesweit in Gruppen organisiert zu sein, in denen politische Meinungsbildung über demokratische Strukturen stattfinde, "so dass wir auf Bundesebene entsprechend Positionen in Richtung Politik und Kirche vertreten können".

Um die bestehenden Mitglieder zu halten und neue Mitglieder zu gewinnen, will der KDFB mit Inhalten überzeugen. "Im Frauenbund leben wir generationenübergreifende Frauensolidarität und machen uns im Verbund für alle Frauen stark", sagt Ratermann. In seiner mehr als 120-jährigen Geschichte habe sich der KDFB immer wieder gewandelt, um aktuellen Herausforderungen zu begegnen. "Auch heute stehen wir vor der Frage, wie wir uns wirksam für unsere Ziele einsetzen können. Dabei nehmen wir auch unsere eigene Verbandsstruktur in den Blick."

Kolpingwerk Deutschland

Das Kolpingwerk Deutschland zählt bundesweit derzeit 200.000 Mitglieder, darunter knapp 34.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die in der Kolpingjugend zusammengeschlossen sind. Im Zehn-Jahres-Vergleich ist die Gesamtzahl der Mitglieder um 48.000 gesunken – eine Entwicklung, die nach Einschätzung des Verbandes kaum zu stoppen seien dürfte. "Auch wenn sich nach Corona unsere Mitgliederzahlen stabilisiert haben, können wir die Zahl der versterbenden Mitglieder durch Neuaufnahmen nicht kompensieren. Natürlich macht sich hier auch der große Vertrauensverlust bemerkbar, den die katholische Kirche derzeit verzeichnet", so Christoph Nösser, Referatsleiter Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit bei Kolping. Immerhin: Im Vergleich mit der Amtskirche gelingt es dem Kolpingwerk laut eigenen Angaben recht gut, die eigenen Mitglieder zu binden. "Deshalb rechnen wir damit, dass der kontinuierliche Schwund der Mitglieder in den kommenden Jahren bei zwei bis drei Prozent liegen wird", erklärt Nösser.

Als einen entscheidenden Grund für die Verluste der vergangenen Jahre nennt er den Stillstand des öffentlichen Lebens während der Corona-Pandemie. "Traditionelle Veranstaltungen und persönliche Bindungen sind verloren gegangen. Dabei lebt ein Verband von eben diesen persönlichen Kontakten und Begegnungen." Darüber hinaus merke man aber natürlich auch, "dass die Relevanz kirchlicher Sinnstiftung in unserer zunehmend säkularen Gesellschaft stark abgenommen hat". Auch wenn es gerade im sozialen Bereich einen großen Bedarf an christlichem Denken und Handeln gebe, lasse sich deren Wert im Alltag der Menschen nicht so leicht vermitteln. Existenzbedrohend sind die Mitgliederverluste laut Nösser aber noch nicht: "Das Kolpingwerk Deutschland ist durch die Gründung der Gemeinschaftsstiftung Kolpingwerk Deutschland 2002 und durch den erfolgreichen Betrieb der Kolping-Bildungsunternehmen sowie der Kolping-Hotels, Familienferienstätten, Azubi- und Jugendwohneinrichtungen gut aufgestellt für die kommenden Jahre."

Hoffnung mit Blick auf die Zukunft macht Nösser auch das neue Leitbild des Kolpingwerks, das in den vergangenen Jahren in einem breit angelegten inner- und außerverbandlichen Konsultationsprozess erarbeitet worden sei. "Wir sind dabei nicht von Idealen, sondern von der Lebenswirklichkeit der Menschen ausgegangen, weil wir davon überzeugt sind, dass wir als kirchlicher Sozialverband die Menschen nur dann erreichen können, wenn wir Ihnen mit unseren Angeboten einen wertvollen Dienst bieten können und die Hürden nicht zu hoch machen." Außerdem versuche man, die Verbandsarbeit an der Basis durch inhaltliche Zuarbeit sowie durch konzeptionelle Begleitung und Beratung von Kolpingsfamilien zu unterstützen.

Für die Gewinnung neuer Mitglieder hat der Verband ein eigenes Projektreferat aufgebaut, das sich mit der Mitgliedergewinnung und Verbandsentwicklung beschäftigt. Es soll zeitgemäße Ideen entwickeln, um Mitglieder für das Kolpingwerk anzusprechen, Hauptzielgruppen sind dabei den Angaben zufolge vor allem junge Familien und junge Menschen, die sich etwa für ein Studium an der Kolping Hochschule in Köln oder einen Platz in einer Azubi- und Jugendwohneinrichtung des Verbands interessieren.

Bild: ©picture alliance/FrankHoermann/SVEN SIMON

Als einen entscheidenden Grund für die Mitgliederverluste der vergangenen Jahre sieht das Kolpingwerk den Stillstand des öffentlichen Lebens während der Corona-Pandemie. "Traditionelle Veranstaltungen und persönliche Bindungen sind verloren gegangen. Dabei lebt ein Verband von eben diesen persönlichen Kontakten und Begegnungen", so Referatsleiter Christoph Nösser.

"Pax Christi"

Die deutsche Sektion der internationalen katholischen Friedensbewegung "Pax Christi" hat bundesweit nach eigenen Angaben derzeit rund 5.000 Mitglieder. Diese Zahl sei über die vergangenen Jahre nahezu konstant geblieben, so Generalsekretärin Christine Hoffmann. "Pax Christi verliert aufgrund der Altersstruktur der Mitglieder regelmäßig Mitglieder durch Tod, gewinnt aber auch neue hinzu. Es gleicht sich erstaunlicherweise bundesweit immer wieder aus." Für die kommenden Jahre geht sie von einer ähnlichen Entwicklung aus. Wenn es in den vergangenen Jahren Austritte von Mitgliedern gegeben habe, seien diese unter anderem wegen Kontroversen über spezifische friedenspolitische Themen erfolgt.

Trotz der geringen Mitgliederzahl sieht Hoffmann den Fortbestand von Pax Christi in Deutschland nicht gefährdet. Zwar gebe es immer mal wieder "Tiefpunkte in einer Diözese und eine Zeit des Haltens und Wiederaufbauens, die sich oft über ein Jahr hinzieht"; auch schwäche eine Zahl von weniger als 100 Mitgliedern in einer Diözese die Arbeit sehr. "Mancherorts stemmt so eine kleine Gruppe aber ein interessantes Bildungsangebot, so dass 'Pax Christi' dort dennoch gut präsent ist", sagt Hoffmann. Eine gezielte Mitgliederwerbung betreibt die Friedensbewegung nicht, in einzelnen Diözesen gibt es nach Angaben der Generalsekretärin jedoch "Programme" und gezielte Ansprachen möglicher Interessenten. "Meist gehören neue Mitglieder zu den 'Best Agern' über 55 Jahren und kommen hinzu, weil sie interessante Veranstaltungen von uns besucht oder Mitglieder der 'Pax Christi'-Kommissionen kennen gelernt haben", so Hoffmann.

Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung

Der Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV) zählt bundesweit zur Zeit 3.153 Mitglieder. Vor zehn Jahren waren es noch gut doppelt so viele: 6.139. Die Gründe für die Austritte der vergangenen Jahre sind dabei laut dem Vorsitzenden des KKV-Bundesverbandes, Josef Ridders, vielfältig und schließen gesellschaftliche Veränderungen, Herausforderungen innerhalb der katholischen Kirche sowie "interne Schwierigkeiten" ein. "Veränderte Bindungsbereitschaft an Organisationen und die Skandale innerhalb der katholischen Kirche haben es erschwert, neue Mitglieder für einen katholischen Verband zu gewinnen. Eine zunehmende Überalterung in vielen Ortsgemeinschaften konnte oft nicht kompensiert werden. Die frühere Satzung lieferte keine adäquaten Optionen zur Mitgliederbindung bei Auflösung lokaler Vereinigungen", so Ridders.

Dennoch geht man beim KKV derzeit davon aus, die stärksten Mitgliederverluste vorerst überstanden zu haben. Man hofft sogar, neue Mitglieder gewinnen zu können. Dafür hat der Verband seine Satzung reformiert, "um Entscheidungsprozesse zu vereinfachen und zeitgemäße digitale Partizipationsmöglichkeiten zu schaffen", wie Ridders betont. Der Verlust von aktiven Ortsgemeinschaften in den vergangenen Jahren habe zu einer strategischen Neuausrichtung des Bundesverbandes hin zu einer "dynamischeren Organisation" geführt. "Es werden verstärkt regionale sowie digitale Angebote entwickelt, um den Verband für Einzelmitglieder bundesweit attraktiver zu gestalten", erläutert der Vorsitzende. Ein "wesentliches verbindendes Element" bleibe zudem die Verbandszeitschrift "Neue Mitte", die inhaltlich und optisch überarbeitet worden sei.

Die aktuellen Mitgliederzahlen der Verbände im Überblick

Bund Katholischer Unternehmer: 1.000

Katholische Arbeitnehmer-Bewegung: 60.000 (2014: 122.000 = -50,8 Prozent)

Katholische junge Gemeinde: 50.000 (2014: 57.000 = -12,3 Prozent)

Katholische Landjugendbewegung: 70.000

Katholischer Deutscher Frauenbund: 145.000 (2014: 200.000 = -27,5 Prozent)

Kolpingwerk Deutschland: 200.000 (2014: 248.000 = -19,4 Prozent)

"Pax Christi": 5.000

Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung: 3.153 (2014: 6.139 = -48,6 Prozent)

Von Steffen Zimmermann