Kardinal Koch: Negative Reaktionen anderer Kirchen auf Segenserklärung
Kurienkardinal Kurt Koch erhält nach eigener Aussage von anderen christlichen Kirchen Anfragen wegen der vatikanischen Erklärung zur Segnung von Menschen in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften und wiederverheirateten Paaren. Ihn erreichten "einige negative Reaktionen aus der ökumenischen Welt über 'Fiducia supplicans'", sagte der Präfekt des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen im Interview mit "Vatican News" (Mittwoch). Orientalisch-orthodoxe Christen hätten etwa darum gebeten, bei einem Treffen in der kommenden Woche in Rom über die Erklärung sprechen zu wollen, so der Schweizer Kardinal.
Koch sieht zudem Auswirkungen der Vatikan-Erklärung auf die Ökumene: "Ich glaube, dass wir im ökumenischen Dialog neu darüber nachdenken müssen: Was ist Segen, und wie ist das Verhältnis von Lehre und Pastoral?" Diese Fragen seien nun dringlich geworden und man müsse darüber reden. Die Frage, ob nicht ähnlich wie bei "Fiducia supplicans" pastorale Motive eine eucharistische Gastfreundschaft begründen könnten, beantwortete der Kardinal abschlägig. Eine Übertragung dieses seelsorglichen Blickwinkels auf die Frage der eucharistischen Gemeinschaft sei nicht angebracht.
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Die Ökumene mit den orthodoxen Kirchen leide unter den Spannungen, die es innerhalb der Orthodoxie gebe, sagte der Kurienkardinal weiter. "Wir hatten beispielsweise im vergangenen Juni in Alexandrien die Vollversammlung der Kommission, mit einer großartigen Gastfreundschaft des Patriarchen – aber vier orthodoxe Kirchen waren nicht präsent: Russland, Serbien, Bulgarien, Antiochien." Diese Situation mache den ökumenischen Dialog mit der Orthodoxie zu einer Herausforderung: "Auf der einen Seite wollen wir und können wir auch nicht in die innerorthodoxen Spannungen eingreifen. Auf der anderen Seite bedeutet Neutralität nicht Indifferenz, sondern wir sind natürlich davon betroffen."
Mit Blick auf die Ökumene mit den evangelischen und reformierten Kirchen sprach sich Koch für eine Wiederbelebung der spirituellen Dimension des Dialogs aus. Am Anfang der ökumenischen Bewegung habe eine Gebetsbewegung gestanden: "Papst Benedikt XVI. hat das einmal mit dem schönen Bild zum Ausdruck gebracht, das ökumenische Schiff wäre nie auf die hohe See ausgefahren, wenn es nicht von einer Gebetsströmung angetrieben gewesen wäre." Jesus befehle im Johannesevangelium nicht die Einheit seiner Jünger, sondern er bete darum. "Und wenn Jesus für die Einheit seiner Jünger gebetet hat, was können wir dann Besseres tun?", so der Kardinal. Koch äußerte sich anlässlich der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen, die am Donnerstag beginnt und am 25. Januar von Papst Franziskus mit der Feier einer Vesper beschlossen wird. (rom)