Vloggerin: "Normal" und katholisch sein – das geht!
Seit einem halben Jahr erzählt katholisch.de-Redakteurin Carina Adams in ihrem Videoblog "Carinas Coffee" von Glaube und Leben und allem dazwischen. Nun zieht ihr Vlog um: Vom katholisch.de-Auftritt hin zu einem eigenen Kanal. Im Interview erzählt die Vloggerin von ihren Plänen – und warum sie Probleme mit dem Begriff "Influencerin" hat.
Frage: Carina, du hast jetzt deinen eigenen Kanal. Warum?
Adams: Das hat verschiedene Gründe: Zum einen lässt sich auf diesem Weg leichter eine Community aufbauen, zum anderen bedeutet das für mich auch etwas mehr Freiraum als auf dem katholisch.de-Kanal. Dort geht es vor allem um seriöse Inhalte. Ich möchte nun aber auch mehr Einblicke in mein Privatleben geben, spontaner sein.
Frage: Die Inhalte werden sich also ändern?
Adams: Es wird improvisierter, mehr so aus dem wirklich echten Leben von mir, authentischer. So lassen sich auch mehr Menschen erreichen.
Frage: Siehst du dich denn auch ein bisschen als Influencerin? Oder als christliche Influencerin, manche davon nennen sich ja auch "Christfluencer"?
Adams: Das finde ich eine schwierige Bezeichnung. Influencer sein bedeutet, dass man Leute beeinflussen will. Das möchte ich eigentlich nicht. Es geht nicht darum, zu missionieren. Ich möchte einfach zeigen, wie das Leben sein kann, wenn man gläubig ist. Gerade viele der Christfluencer stehen für einen Glauben, der sich von der Welt abwendet und immer wieder sehr konservative Formen annimmt. Ich möchte zeigen, dass man auch ohne extreme Moralvorstellungen gläubig sein kann. Deshalb bezeichne ich mich lieber als Vloggerin.
Frage: "Carinas Coffee" gibt es schon einige Zeit. Hat sich durch die Arbeit daran dein Blick auf deine Arbeit und deinen Glauben geändert?
Adams: Ein bisschen schon, weil ich gemerkt habe, dass viele Menschen ein Bedürfnis haben zu sehen, wie ein Leben im Glauben aussehen kann. Ich kenne viele Menschen, die zwar mit der Institution Kirche nichts anfangen können, wohl aber mit meinem Zugang zum Glauben.
Frage: Aber wenn du nicht missionieren möchtest, was ist dann deine Mission?
Adams: Ich will die Option des gläubigen Lebens mit Gott zeigen. Mir macht mein Glaube sehr viel Spaß, er begleitet mich durch meinen Alltag, in Form von kleinen Gebeten etwa, immer wieder zwischendurch. Er ist für mich der tragende Grund meines ganzen Lebens, er bereichert es. Ich möchte auch mit anderen Leuten über ihren Glauben sprechen, ins Gespräch kommen. Da entsteht schnell eine Gemeinschaft. Das ist einfach eine spannende Sache.
Frage: Du bist keine unabhängige Beobachterin, als katholisch.de-Mitarbeiterin wirst du aus Kirchensteuermitteln bezahlt. Macht dich das befangen?
Adams: Eigentlich nicht. Ich bin bei manchen Themen auch kirchenkritisch, das durfte ich bisher immer äußern. Es gibt vielleicht Themen, für die ich bislang keine Zeit hatte, aber ich darf alles sagen, was ich möchte.
Frage: Wie ist es andersherum? Ist es schwierig, Kirchenthemen in eine säkulare Welt hineinzutragen?
Adams: Das schon eher. Ich kenne viele Leute, die grundsätzlich ein großes Problem mit Kirche haben. Deshalb möchte ich mich nirgendwo hineindrängen. Ich bin da – auch für die, die die Kirche kritisch sehen. Bei mir ist für alle Platz. Die Menschen sollen sehen: Da ist eine Frau, die auch gern Videospiele spielt, einen normalen Alltag hat, Hobbys – aber auch eine Beziehung zu Gott. Da kommt es vor, dass ich sonntags beim Zocken mit Freundinnen sage: Ich bin jetzt eineinhalb Stunden weg, ich gehe in die Kirche. Es ist selbstverständlich, das möchte ich vermitteln. Gläubige Menschen können normal sein.
Frage: Hast du dir schon Themen oder Projekte für deinen neuen Kanal vorgenommen?
Adams: In der ersten Folge spreche ich mit einer Freundin von mir, die als Pastoralreferentin auch Beerdigungsdienste macht. Das finde ich spannend, weil Beerdigungen ein Dienst der Kirche sind, den noch viele Leute wahrnehmen, die eher kirchenfern sind. Das betrifft auch mich persönlich, weil meine Großmutter vergangenes Jahr gestorben ist. Es geht also auch um einen emotionalen Zugang – die ganze katholische Bandbreite.
Der neue Kanal
Carina Adams spricht auf ihrem neuen YouTube-Kanal über "Sinn und Unsinn eines ganz normalen Lebens" einer jungen Katholikin.