Notwendige "dogmatische Knochenarbeit" sei noch nicht abgeschlossen

Theologe: Mit Synodalem Rat würden "Parallelstrukturen" entstehen

Veröffentlicht am 25.01.2024 um 11:34 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ Nach der Kritik von Kardinal Kasper am Synodalen Rat und einer Verteidigung durch Thomas Söding meldet sich jetzt auch Theologieprofessor Bertram Stubenrauch zu Wort. Er befürchtet, dass die kirchliche Verfahrensbürokratie wachsen könnte.

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Der Münchner Dogmatiker Bertram Stubenrauch hat die geplante Einführung eines Synodalen Rates in Deutschland kritisiert. "Es entstehen neue, schwer durchschaubare, systemisch ungelenke Parallelstrukturen. Die kirchliche Verfahrensbürokratie wächst, Obödienzen vervielfachen sich", schreibt Stubenrauch in einem Gastbeitrag für "communio.de" (Donnerstag). Gerade das sei aber eigentlich nicht gewollt gewesen. Der Professor für Dogmatik und Ökumenische Theologie verwies auf ein Grundanliegen des Zweiten Vatikanischen Konzils: "verändern, aber im respektvollen Wissen um das der Kirche Angestammte; erneuern, doch ohne revolutionären Furor", fasst Stubenrauch zusammen. Die für Reformen notwendige "dogmatische Knochenarbeit" sei noch nicht abgeschlossen.

Stubenrauch nimmt mit seinem Beitrag Bezug auf ein Interview des emeritierten Kurienkardinals Walter Kasper. Dieser hatte betont, dass ein Vorhaben wie der Synodale Rat "nicht gut ausgehen" könne. Der Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Söding, hatte den Synodalen Rat daraufhin als überfälliges Zeichen für eine gerechtere, geschwisterliche Kirche verteidigt. "Seine Zeilen atmen eine sympathische Leichtfüßigkeit; hier liegt allerdings auch das Problem: Fügt sich die Veränderung wirklich so geschmeidig, so evident therapeutisch in das Tradierte ein?", fragt Stubenrauch nun in seinem Gastbeitrag in Bezug auf Söding und verweist erneut auf die Kritik Kaspers, der Synodale Rat wäre ein Eingriff in die sakramentale Struktur der Kirche und würde die Leitungsvollmacht des Bischofs "begrenzen oder gar aushebeln".

"Warum dann der Rat?"

Der Gehorsam gehöre als geistliche Hör- und Tatbereitschaft zum kirchlichen Leben, ohne zu einer unkritischen Vasallenmentalität führen zu dürfen. "Sie bezog sich bislang bei Priestern und Bischöfen auf ein personal konkretisiertes Hierarchiesystem – ein bestimmter Bischof, ein bestimmter Papst", erläutert der Theologieprofessor. "Die Frage bleibt: Können Getaufte, in welcher Position auch immer, spirituell motiviert – durch 'freiwillige Selbstbindung' – auf ein unpersönliches Kollektiv verpflichtet werden? Auf ein Gremium, das sich, freilich durch Verfahren kreiert, sich selbst verdankt?"

Stubenrauch bezieht sich auf den Handlungstext "Gemeinsam beraten und entscheiden" des Synodalen Wegs. Dort ist im Hinblick auf den Synodalen Rat festgehalten, dass das Gremium dem Votum eines Bischofs im Konfliktfall mit einer Zweidrittelmehrheit widersprechen kann, wenn dieser einem Beschluss nach mehrmaliger Beratung nicht zustimmt. "Das wäre grundstürzend in der Geschichte der katholischen Kirche", so Stubenrauch. Der Handlungstext sieht für einen solchen Konfliktfall Schlichtungsverfahren vor, dessen Bedingungen vorab festgelegt sein sollen und an die alle Beteiligten sich zu halten verpflichten. Klare Rechtswege im Streitfall seien hoch anzurechnen, schreibt Stubenrauch. Unklar sei aber, woher die Leitlinien kommen sollten. "Will ein Pfarrer dem Rat seiner Seelsorgeeinheit nicht folgen, gibt es ebenfalls ein Schlichtungsverfahren, wobei der Vorgang 'der diözesanen Schiedsstelle' vorzulegen ist. Also doch wieder der Hierarch als Letztinstanz? Warum dann der Rat?" (cbr)