Katholisch.de erklärt die Weihe von Kirche und Altar

Feuer auf Stein

Veröffentlicht am 08.05.2015 um 18:00 Uhr – Von Agathe Lukassek – Lesedauer: 
Weihrauch auf dem Altar
Bild: © KNA
Liturgie

Bonn ‐ Wenn Bischof Koch die Leipziger Propsteikirche weiht, ist das eine außergewöhnliche Liturgie. Katholisch.de erklärt die symbolreiche Feier der Kirchweihe.

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Die Kirchweihe ist eine feierliche Messe mit besonderen Elementen. Das dazugehörige Zeremoniell entwickelte sich seit dem 4. Jahrhundert immer weiter.

Warum das Kirchengebäude eine so wichtige Bedeutung für die Christen hat, lässt sich theologisch erklären: Es ist nicht nur der notwendige Ort für Zusammenkünfte, sondern eine zeichenhafte Darstellung dessen, dass alle Gläubigen als Glieder des Leibes Christi unter ihrem Haupt zusammengehören. Die Gläubigen bilden die aus lebendigen Steinen errichtete Kirche und sie versammeln sich in sichtbaren, aus realen Steinen errichteten Gotteshäusern. Deshalb ist nicht nur die Weihe selbst, sondern auch das jährlich wiederkehrende Kirchweihfest (Kirmes) ein Hochfest. Der Weihetag einer Kathedrale ist gar in allen Kirchen des Bistums ein Fest.

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Video: © MDR

Dokumentation: Die Weihe der neuen Propsteikirche am 09.05.2015 in Leipzig.

Schon der Anfang der Zeremonie bietet ein ungewöhnliches Element: Der Oberhirte nimmt zu Beginn "Besitz" von seiner neuen Kirche. Bischof Koch beschreibt den Moment so: "Ich stehe vor dem Portal, klopfe gegen die Tür, überschreite die Schwelle der Kirche und mache ein Kreuzzeichen auf dem Boden." Mit dem Stab zeichnet er auf das Aschekreuz am Boden griechische und lateinische Buchstaben. Worauf dieser Brauch zurückgeht, ist nicht ganz klar. Liturgiewissenschaftler Michael Kunzler listet als Möglichkeiten die altrömische Landvermessung auf, die Stirnbekreuzigung bei der Taufe oder eine symbolische Abwehr böser Geister.

Erste Eucharistiefeier ist zentral

Ausgehend vom christlichen Osten kam es in der Spätantike zu reich entfalteten Kirchweihriten im Abendland, die im Laufe der Zeit viele Doppelungen und übersteigerte Allegorien (Sinnbilder) aufwiesen. Da diese vom eigentlichen Sinn ablenken konnten wurde der Ritus mit der Liturgiereform 1977 vereinfacht. Seitdem ist der wichtigste – und der allein notwenige – Teil einer Kirchweihe die Weihehandlung der ersten Eucharistiefeier in dem Gotteshaus. Alle anderen symbolhaften Handlungen zeigen die Bedeutung des Kirchengebäudes auf.

Und von diesen Symbolen gibt es nicht wenige: Nach dem Eintritt in die Kirche segnet der Bischof den Taufbrunnen und nimmt ihn damit in den Dienst. "Danach entzünde ich die Osterkerze und besprenge die Gemeinde und das Kirchengebäude mit Weihwasser," berichtet Koch. Im anschließenden Wortgottesdienst werden die Gemeinde, der gesamte Bau und der Ambo, das Lesepult, gesegnet. Nach der Predigt findet die eigentliche Weihe mit der Beisetzung der Reliquien, der Salbung des Altars und dem Weihegebet statt.

Die Gläubigen singen nach dem Glaubensbekenntnis die Allerheiligenlitanei. Nun soll nach Möglichkeit der Brauch, Reliquien eines Märtyrers unter die Altarmensa, die Tischplatte, zu setzen, stattfinden. Dabei ist darauf zu achten, dass eine Reliquie groß genug ist, um als Teil eines menschlichen Körpers erkennbar zu sein, und dass die Reliquie echt ist. Wenn eines von beiden nicht gewährleistet werden kann, ist es besser einen Altar ohne Reliquien zu weihen, heißt es in dem von den deutschsprachigen Liturgischen Instituten herausgegebenen Buch zur Feier der Kirchweihe und Altarweihe.

Bild: ©KNA

Der neue Altar wird ausgiebig mit Chrisamöl eingesalbt, hier vom Moskauer Erzbischof Paolo Pezzi bei einer Kirchweihe in St. Petersburg 2013.

Wasser, Öl, Weihrauch, Licht

Im Anschluss wird der Altar mit Weihwasser besprengt und dann mit Chrisamöl gesalbt. Mit dem Öl werden an zwölf Stellen der Kirche die Wände gesalbt. Sie weisen darauf hin, dass die Kirche ein Abbild der heiligen Stadt Jerusalem ist. An allen Ecken des Altars wird nun Weihrauch entzündet, aber auch die Gemeinde und der Kirchenraum werden damit beräuchert. Das Weihrauchzeremoniell symbolisiert das vom Altar aufsteigende Opfer Christi, das mit den Gebeten der Gläubigen zu Gott emporsteigt.

Der Bischof spricht ein für den Anlass spezielles Weihegebet. Es bringt zum Ausdruck, dass die Kirche für immer Gott geweiht wird und bittet ihn um seinen Segen. Der Altar wird nun gereinigt und mit Altartüchern und Kerzen bekleidet. Dann feiert die Gemeinde die erste Eucharistie, mit der sich der Zweck, für den die Kirche erbaut und der Altar errichtet wurden, erfüllt.

Bevor das eucharistische Brot nach der Kommunion zum Aufbewahren in den Tabernakel gestellt wird, wird auch er gesegnet. Dann folgt der übliche Abschluss eines Gottesdienstes. Mit der Eucharistiefeier sind nun nicht nur die Herzen der Gläubigen geheiligt, sondern auch die Stätte ihrer Feier. Was in dieser Feier passiert ist, beschreibt schon im 4. Jahrhundert der Kirchenlehrer Johannes Chrysostomus: "Dieser Altar ist zu bewundern. Denn von Natur aus ist er ein gewöhnlicher Stein. Er wird aber heilig, nachdem er den Leib Christi aufgenommen hat."

Von Agathe Lukassek