Schon der Anfang der Zeremonie bietet ein ungewöhnliches Element: Der Oberhirte nimmt zu Beginn "Besitz" von seiner neuen Kirche. Bischof Koch beschreibt den Moment so: "Ich stehe vor dem Portal, klopfe gegen die Tür, überschreite die Schwelle der Kirche und mache ein Kreuzzeichen auf dem Boden." Mit dem Stab zeichnet er auf das Aschekreuz am Boden griechische und lateinische Buchstaben. Worauf dieser Brauch zurückgeht, ist nicht ganz klar. Liturgiewissenschaftler Michael Kunzler listet als Möglichkeiten die altrömische Landvermessung auf, die Stirnbekreuzigung bei der Taufe oder eine symbolische Abwehr böser Geister.
Erste Eucharistiefeier ist zentral
Ausgehend vom christlichen Osten kam es in der Spätantike zu reich entfalteten Kirchweihriten im Abendland, die im Laufe der Zeit viele Doppelungen und übersteigerte Allegorien (Sinnbilder) aufwiesen. Da diese vom eigentlichen Sinn ablenken konnten wurde der Ritus mit der Liturgiereform 1977 vereinfacht. Seitdem ist der wichtigste – und der allein notwenige – Teil einer Kirchweihe die Weihehandlung der ersten Eucharistiefeier in dem Gotteshaus. Alle anderen symbolhaften Handlungen zeigen die Bedeutung des Kirchengebäudes auf.
Und von diesen Symbolen gibt es nicht wenige: Nach dem Eintritt in die Kirche segnet der Bischof den Taufbrunnen und nimmt ihn damit in den Dienst. "Danach entzünde ich die Osterkerze und besprenge die Gemeinde und das Kirchengebäude mit Weihwasser," berichtet Koch. Im anschließenden Wortgottesdienst werden die Gemeinde, der gesamte Bau und der Ambo, das Lesepult, gesegnet. Nach der Predigt findet die eigentliche Weihe mit der Beisetzung der Reliquien, der Salbung des Altars und dem Weihegebet statt.
Die Gläubigen singen nach dem Glaubensbekenntnis die Allerheiligenlitanei. Nun soll nach Möglichkeit der Brauch, Reliquien eines Märtyrers unter die Altarmensa, die Tischplatte, zu setzen, stattfinden. Dabei ist darauf zu achten, dass eine Reliquie groß genug ist, um als Teil eines menschlichen Körpers erkennbar zu sein, und dass die Reliquie echt ist. Wenn eines von beiden nicht gewährleistet werden kann, ist es besser einen Altar ohne Reliquien zu weihen, heißt es in dem von den deutschsprachigen Liturgischen Instituten herausgegebenen Buch zur Feier der Kirchweihe und Altarweihe.