Bischof Wilmer: Kirche braucht Feinfühligkeit und Empathie

Die Kirche muss nach Ansicht des Hildesheimer Bischofs Heiner Wilmer stärker mit allen Sinnen auf die Lebenswirklichkeiten von Menschen reagieren. Es brauche Feinsinnigkeit, Feinfühligkeit und Empathie, sagte Wilmer am Sonntagabend in Dresden. "Unsere Aufgabe als Kirche in diesen Zeiten ist es, von Hoffnung zu erzählen." Hoffnung sei mehr als Optimismus.
Zugleich müsse Kirche laut werden, wenn Menschen ausgebeutet und ausgegrenzt würden, betonte Wilmer, der auch Vorsitzender der Deutschen Kommission Justitia et Pax ist. "Ich bin fest überzeugt, dass es mit den Kirchen weitergeht, aber wir werden noch schwierige Zeiten haben." Dennoch könne er sich kein Land ohne Religion, ohne Hoffnung vorstellen.
Die frühere Bundesministerin Annette Schavan (CDU) sagte, Kirche müsse auch deutlich machen: "Christentum beginnt nicht mit dem Dogma, sondern mit Barmherzigkeit." Die Kirchen müssten in der gegenwärtigen Situation eintreten für Antipopulismus und Solidarität. "Das kann die Öffentlichkeit von den Kirchen erwarten."
"Schmerzhaft vertane Chancen"
Als eine der "schmerzhaft vertanen Chancen" der Kirchen nannte Schavan, dass die Kirchen 2010 den Runden Tisch "Sexueller Kindesmissbrauch" der Bundesregierung nicht genutzt hätten, um gemeinsam voranzugehen und Standards für Aufarbeitung, Prävention und Entschädigung zu erarbeiten. "Damit hätten sie der Gesellschaft einen riesengroßen Dienst erwiesen. Und vielleicht hätten sich dann auch andere Bereiche wie der Sport angeschlossen."
Wilmer und Schavan äußerten sich bei einem Festakt zur Verabschiedung des Direktors der katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen, Thomas Arnold. Nach acht Jahren im Amt wechselt der 36-Jährige in den Leitungsstab des sächsischen Innenministeriums. Dresdens Bischof Heinrich Timmerevers dankte Arnold für seine engagierte Arbeit, insbesondere sein Networking und die Förderung der Debattenkultur: "Sie haben uns zum Streiten angeregt und zum Versöhnen angeleitet."
Arnold wurde 2016 Direktor der Bistumsakademie. Diese machte er mit neuen Gesprächsformaten wie dem "Sachsen Sofa", dem mobilen "Cafe Hoffnung" und dem Podcast "Mit Herz und Haltung" zu gesellschaftspolitischen und kirchlichen Debatten bundesweit bekannt. (KNA)