Zwei Reiter aus Rom
Der Blutritt in Weingarten ist die größte Reiterprozession Europas: Rund 3.000 Pferde und ihre Reiter ziehen durch Stadt und Flur - Tausende Pilger und Schaulustige werden erwartet.
Seit dem 11. Jahrhundert wird in Weingarten geritten
Der Blutritt findet stets am Freitag nach Christi Himmelfahrt statt. Die Tradition reicht ins elfte Jahrhundert zurück, als das Kloster Weingarten Teile einer Heilig-Blut-Reliquie aus dem italienischen Mantua erhielt. Sie enthält der Legende nach mit dem Blut Christi vermischte Erde.
Eine Woche später steigt Kardinal Gerhard Ludwig Müller aufs Pferd. Nicht zum ersten Mal: In alter Verbundenheit wird er am Pfingstmontag am Kötztinger Pfingstritt teilnehmen, zum nunmehr elften Mal. An die 800 Reiter und ihre Pferde sind in der Regel an diesem Ereignis beteiligt. Die reine Männerwallfahrt fand erstmals vor über 600 Jahren statt.
Der Kardinal reitet mit der Monstranz
Der Präfekt der Glaubenskongregation kommt nicht mit leeren Händen: So übergab er dem dortigen Pfingstrittmuseum seine Scheitelkappe, den Pileolous, aus seiner Zeit als Bischof von Regensburg. In dieser Funktion hatte er 2004 die Wallfahrt, die zeitweise mit kirchlich unerwünschten Begleitumständen wie Zigaretten, Bierflaschen und Cowboykluft verbunden war, per Dekret zur "Eucharistischen Prozession" erklärt. Zugleich hob er einen alten Erlass einer seiner Vorgänger auf, der es seit 1869 verbot, eine Monstranz mit dem Allerheiligsten mitzuführen. Diese Aufgabe übernahm Müller seither mit Ausnahme von 2005 selbst.
Berittene Verkünder
In der Lausitz wird bereits an Ostern geritten: zwischen Bautzen, Kamenz und Hoyerswerda kommen zehntausende Zuschauer zum Osterritt.Die in traditionellen Trachten des Bayerischen Waldes gekleideten Wallfahrer legen den sieben Kilometer langen Prozessionsweg zwischen dem oberpfälzischen Kurort und der Nikolauskirche in Steinbühl zweimal zurück. Der Brauch geht auf eine Legende zurück, wonach 1412 einige junge Männer den Ortsgeistlichen von Kötzting auf dem Weg zu einem Sterbenden nach Steinbühl begleiteten, um ihn und das Allerheiligste vor Übergriffen zu schützen. Nach ihrer Heimkehr gelobten sie demnach, diesen Ritt jedes Jahr zu wiederholen.
Laut Angaben der Veranstalter wurde die Reiterwallfahrt bisher immer durchgeführt, ausgenommen die Zeit der Säkularisation, als sie von 1804 bis 1820 verboten war. Selbst den Nationalsozialisten sei es nicht gelungen, den christlichen Brauch zu unterbinden oder umzudeuten. (fxn/KNA)