Wichtigere Kriterien als sexuelle Neigung

Priester-Ausbilder: Homosexuelle Bewerber nicht ausschließen

Veröffentlicht am 07.02.2024 um 10:36 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ Homosexuelle Bewerber von vornherein vom Priesteramt ausschließen? Regens Wolfgang Lehner hält davon gar nichts. Entscheidend seien ganz andere Kriterien, sagt der Priester-Ausbilder im Erzbistum München und Freising.

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Der verantwortliche Priester-Ausbilder im Erzbistum München und Freising, Wolfgang Lehner, hält nichts davon, homosexuelle Bewerber von vornherein auszuschließen. "Das Positiv-Kriterium für mich ist: Kann jemand gesunde und gute Beziehungen zu Männern und Frauen aufbauen, haben wir die begründete Vermutung, dass dies auch ein Leben lang hält?", sagte der Leiter des Priesterseminars im Interview mit der "Münchner Kirchenzeitung".

Wichtiger als die sexuelle Neigung seien der Umgang mit dem Thema Sexualität insgesamt und ein Blick auf die Gesamtpersönlichkeit, sagte Lehner. Wer Priester werden wolle, müsse über eine "altersgemäße menschliche Reife" verfügen sowie gesprächs- und dialogfähig sein.

Neue Grundordnung "ein großer Schritt"

Der Rektor des Ausbildungszentrums für Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten, Andreas Beer, erklärte, für seine Berufsgruppe bedeute die neue Grundordnung im kirchlichen Arbeitsrecht "einen großen Schritt". Darin sei festgelegt, dass die private Beziehungsgestaltung kirchenrechtlichen Bewertungen entzogen sei. "Für uns ist es also kein Problem, ob einer schwul oder lesbisch, in schwul-lesbischer Beziehung oder Ehe lebt." Entscheidend sei, ob der Mensch die nötigen Kompetenzen für die Seelsorge mitbringe.

Beer sprach im Blick auf die neuen Regeln von einem "Quantensprung". Zuvor habe es immer wieder Bewerberinnen oder Bewerber gegeben, die wegen ihres Beziehungslebens nicht in der Seelsorge hätten arbeiten können. "Das dies nun möglich ist, freut mich und unsere Hausgemeinschaft sehr."

Inzwischen gäben die Bewerber für den Beruf des Pastoralreferenten auch altersmäßig ein sehr diverses Bild ab, so der Ausbildungschef. Die Spannweite reiche vom Abiturienten bis zu Quereinsteigern in der zweiten Lebenshälfte. So gebe es Damen und Herren um die 50 Jahre, die noch mal einen anderen Beruf ausüben wollten, der ihnen "mehr Sinn" verspreche. (KNA)