Der Sänger und Schauspieler über seine Rolle bei "Die Passion"

Ben Blümel: Jesus zu spielen, ist für mich schon ein bisschen krass

Veröffentlicht am 11.03.2024 um 00:01 Uhr – Von Steffen Zimmermann – Lesedauer: 

Berlin ‐ Zwei Jahre nach der Premiere in Deutschland zeigt RTL wieder "Die Passion". Den Jesus spielt diesmal Sänger und Schauspieler Ben Blümel. Im katholisch.de-Interview spricht er über seine Rolle, deren besondere Herausforderungen, seinen persönlichen Glauben und seinen Blick auf die Institution Kirche.

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Vor zwei Jahren führte RTL erstmals in Deutschland das Live-Event "Die Passion" auf. Auf dem Essener Burgplatz spielte damals Alexander Klaws den Jesus. Am 27. März findet nun in Kassel die Neuauflage der modernen Erzählung der biblischen Passionsgeschichte statt. Die Rolle des Jesus übernimmt diesmal der Sänger und Schauspieler Ben Blümel, der Anfang der 2000er Jahre mit dem Song "Engel" bekannt wurde und heute unter anderem im Kika moderiert. Im Interview mit katholisch.de spricht der 42-Jährige über seine Rolle als Jesus und deren besondere Herausforderungen. Außerdem erzählt er, dass er nach der Anfrage von RTL erst eine längere Bedenkzeit brauchte. Besondere Einblicke gewährt Blümel zudem in seinen persönlichen Glauben als katholisch getaufter Christ.

Frage: Herr Blümel, mit Jesus Christus spielen Sie bei "Die Passion" eine der bedeutendsten Figuren der Weltgeschichte. Was bedeutet Ihnen das?

Blümel: Zunächst mal muss ich sagen, dass ich sehr erstaunt war, dass die Macher der "Passion" mich überhaupt für diese Rolle ausgewählt haben. Rein äußerlich habe ich mit Jesus, so wie ihn sich die meisten Menschen wohl vorstellen, schließlich kaum etwas gemeinsam. Umso mehr freue ich mich aber über diese Möglichkeit. Jesus zu spielen ist schon etwas ganz Besonderes, denn ich bewundere ihn sehr für seine Klarheit, seinen Mut und die unbedingte Nächstenliebe, für die er steht. Es ist eine große Ehre und eine große Herausforderung zugleich, versuchen zu dürfen, diesen "Übermenschen" auf der Bühne darzustellen.

Frage: Sie sagen, Sie waren überrascht, dass Sie für die Rolle ausgewählt wurden. Wann und wie ist RTL denn auf Sie zugekommen?

Blümel: Das war an einem Sonntag. Ich hatte gerade meine beiden Jungs auf dem Arm, als plötzlich das Telefon klingelte. Als mir dann klar wurde, dass RTL dran ist, dachte ich erst, dass die mich vielleicht für eines ihrer Comedy-Formate auf die Schippe nehmen wollen. Aber dem war nicht so. (lacht)

Frage: Haben Sie für die Rolle denn sofort zugesagt?

Blümel: Nein, ganz im Gegenteil. Ich brauchte erst Bedenkzeit, die am Ende fast zwei Wochen gedauert hat. Zur Erklärung: Ich bin katholisch getauft, war in meiner Jugend Messdiener und habe mich sehr intensiv mit der Bibel auseinandergesetzt – vor diesem Hintergrund ist es für mich schon ein bisschen krass, ausgerechnet Jesus zu spielen. Am Ende hat mich die Idee aber doch überzeugt. Die Passionsgeschichte mit einer modernen Inszenierung und modernen Songs für ein großes Publikum zu erzählen – das ist eine große Chance, und ich habe unglaublich viel Lust darauf.

„Vielleicht haben die einfach den falschen Ben angerufen. Vielleicht wollten sie eigentlich Ben Becker für die Rolle haben?“

—  Zitat: Ben Blümel

Frage: Hat RTL Ihnen denn gesagt, warum man unbedingt Sie für die Rolle des Jesus haben wollte?

Blümel: Nein, ich habe aber auch nicht nachgefragt. Vielleicht haben die einfach den falschen Ben angerufen. Vielleicht wollten sie eigentlich Ben Becker für die Rolle haben? (lacht)

Frage: Sie haben die Bedeutung Jesu und die damit verbundene schauspielerische Herausforderung erwähnt. Spüren Sie jetzt, wo Sie für die Rolle angenommen haben, eine besondere Verantwortung?

Blümel: Auf jeden Fall. Denn egal, wie ich aussehe – am Ende bin ich auf der Bühne Jesus. Das ist schon eine krasse Nummer! Und natürlich will ich auch das Vertrauen von RTL rechtfertigen, schließlich betreibt der Sender einen Wahnsinnsaufwand, um die "Passion" überhaupt möglich zu machen. Da sind so viele unglaublich fähige Menschen beteiligt – ich spüre schon die Verantwortung, als kleines Zahnrad in diesem Riesenuhrwerk einen möglichst guten Job zu machen.

Frage: Wie bereiten Sie sich auf Ihre Rolle vor? Orientieren Sie sich streng am Drehbuch oder gucken Sie zur Vorbereitung auch nochmal in die Bibel?

Blümel: Ich habe mir jetzt tatsächlich mal die Bibel meiner beiden Jungs hervorgeholt. Das ist zwar nur eine Kinderbibel, aber die ist wirklich toll geschrieben und beschreibt auch die Geschichte des Tods und der Auferstehung Jesu sehr verständlich. Das hilft mir durchaus, bei der Vorbereitung auf die Rolle in die richtige Stimmung zu kommen.

Frage: Was erhoffen Sie sich von der "Passion"? Was soll die Aufführung bei den Zuschauern auslösen?

Blümel: Das möchte ich den Zuschauern selbst überlassen. Ich halte die Passionsgeschichte an sich und ihre Umsetzung im Rahmen der "Passion" mit den modernen Songs für absolut lohnenswert. Was das aber bei den Menschen auslöst, darüber möchte ich nicht spekulieren und ich möchte auch niemandem etwas aufdrücken. Ich würde mich freuen, wenn die Menschen vor Ort in Kassel und zu Hause am Fernseher mit Neugierde und Offenheit an das Event herangehen, sich ihr eigenes Bild machen und ein bisschen über den tieferen Sinn der Geschichte nachdenken.

Bild: ©picture alliance / Geisler-Fotopress

Am 13. April 2022 wurde "Die Passion" erstmals als "Musik-Live-Event" in Deutschland aufgeführt. Auf dem Burgplatz in Essen spielte damals Alexander Klaws den Jesus. Jetz folgt in Kassel die zweite Auflage der "Passion".

Frage: Können Sie schon etwas zu den Songs sagen, die Sie bei der "Passion" singen werden?

Blümel: Das würde ich so gerne tun – aber ich darf es leider nicht. Nur so viel: Es ist schon der Wahnsinn, wie die Songs, die ausgesucht wurden, zur biblischen Geschichte passen. Das zeigt auch, finde ich, wie zeitlos die Passionsgeschichte ist. Sie hat uns heute immer noch etwas zu sagen.

Frage: Sie haben schon gesagt, dass Sie katholisch getauft sind und in Ihrer Jugend Messdiener waren. Sind Sie noch Mitglied in der Kirche?

Blümel: Ich bitte um Verständnis, dass ich mich dazu nicht öffentlich äußern möchte. Das ist zurzeit ein etwas schwieriges Thema ...

Frage: Dann frage ich anders: Welche Rolle spielen Glaube und Religion heute noch in Ihrem Leben?

Blümel: Eine sehr große. Meine Jungs sind beide getauft und werden von meiner Frau und mir christlich erzogen, das ist mir total wichtig. Ich möchte meinen Kindern christliche Werte vermitteln – etwa, dass es wichtig ist, sich um seinen Nächsten zu kümmern. Der christliche Glaube ist für mich auf jeden Fall ein Leitfaden für ein gutes Miteinander. Ich hadere zurzeit nur etwas mit der Institution Kirche ...

Frage: 2002 haben Sie mit Ihrem Song "Engel" Ihren ersten großen Erfolg gefeiert. Hatte der Song auch etwas mit Ihrem Glauben zu tun?

Blümel: Jeder Song, den ich bislang geschrieben habe, hatte etwas mit meinem Leben und damit natürlich auch mit meinem Glauben zu tun – nicht nur "Engel", sondern zum Beispiel auch "Gesegnet seist du" oder "Die Liebe meiner Tränen". Oder auch "Lass mich nicht zweifeln" – das ist eines meiner absoluten Lieblingslieder und ein Song, der eine zutiefst christliche Botschaft vermittelt. Viele dieser Lieder sind entstanden, als ich 17, 18 Jahre alt war.  Damals war gerade mein bester Kumpel gestorben, was eine tiefe Glaubenskrise in mir ausgelöst hat. Ich habe mich gefragt, wie Gott das zulassen kann. Ich habe eine Zeit gebraucht, mich da rauszuarbeiten, mein Leben wirklich anzunehmen und in diesem Leben einen tieferen Sinn zu entdecken. In diesem Prozess gab es durchaus Momente, in denen ich neu zu Gott gefunden habe. Seither weiß ich: Der Zweifel gehört zum Leben mit Gott dazu.

Von Steffen Zimmermann