Kritik an Verfolgung von Protestanten und veralteten Werten

KjG Münster distanziert sich von Verbandspatron Thomas Morus

Veröffentlicht am 06.03.2024 um 13:31 Uhr – Lesedauer: 

Münster ‐ Der heilige Thomas Morus steht für Gewissensfreiheit, Mut und Humor – und ist deshalb Patron der Katholischen jungen Gemeinde. Im Diözesanverband Münster sieht man den Heiligen aber zunehmend kritisch – und zieht Konsequenzen.

  • Teilen:

Der Diözesanverband Münster der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) distanziert sich von seinem Verbandspatron, dem heiligen Thomas Morus (1478–1535). Im Zentrum der Kritik steht die Verfolgung von Protestanten während Morus' Amtszeit als englischer Lordkanzler, teilte der Verband auf Anfrage von katholisch.de mit. Im Verband verwendete Zitate des Heiligen seien aus dem Kontext gerissen, außerdem stehe er für veraltete Werte, die heute von dem Jugendverband so nicht mehr vertreten werden könnten. Der Münsteraner Diözesanverband werde daher Thomas Morus künftig nicht mehr als Verbandspatron hervorheben und den bislang nach ihm benannten Preis umbenennen. Einen entsprechenden Beschluss fasste die Diözesankonferenz der KjG Münster Ende Februar.

Thomas Morus ist der Patron des gesamten KjG-Verbands. Daher strebt der Diözesanverband Münster auch eine Auseinandersetzung mit der Kritik auf Bundesebene an. Ein zentraler Aspekt für den Verband ist bislang das Eintreten von Morus für die Gewissensfreiheit, das in dem Zitat deutlich wird, das man dem Heiligen zuschreibt: "Nie hätte ich daran gedacht, einer Sache zuzustimmen, die gegen mein Gewissen wäre." Morus wurde 1535 enthauptet, weil er sich weigerte, den Eid auf die königliche Hoheit über die Kirche zu schwören und damit den Bruch von König Heinrich VIII. mit dem Papst mitzutragen. Morus ist außerdem als geistlicher und humanistischer Autor bekannt, sein bekanntestes Werk ist "Utopia", die Schilderung einer idealen Gesellschaft. Der KjG-Bundesverband würdigt Morus als Vorbild, das für kritisches Mitdenken, verantwortliches Handeln, Hören auf das Gewissen, Vertrauen auf Visionen und Humor steht. Hervorgehoben wird außerdem, dass Morus seinen drei Töchtern die gleiche akademische Bildung wie seinem Sohn zukommen ließ.

Seit 2000 ist Thomas Morus Patron der Regierenden und Politiker. Papst Johannes Paul II. würdigte den Heiligen als Vorbild für diese Gruppen: "Gerade wegen seines bis zum blutigen Martyrium erbrachten Zeugnisses für den Primat der Wahrheit vor der Macht wird der heilige Thomas Morus als unvergängliches Beispiel für konsequentes sittliches Verhalten geehrt." Die Heiligsprechung von Morus im Jahr 1935 wurde von Beobachtern als Zeichen der Kirche gegen die Herrschaftsansprüche totalitärer Staaten verstanden. (fxn)