Anhaltende Sorge um die Gesundheit des Papstes
Die Freude bei den Pilgern auf dem Petersplatz war unübersehbar, als Papst Franziskus sich am Mittwoch im offenen Papamobil durch die Menschenmenge fahren ließ. Wie in alten Zeiten begleiteten ihn einige Kinder, er winkte jubelnden Menschen zu und segnete sie. Dann parkte das weiße Gefährt hinter dem breiten Podest mit dem Papstsessel. Mit Mühe bewältigte der 87-jährige die wenigen Schritte dorthin, stets abgestützt auf seine Gehhilfe und das Geländer. Groß war die Enttäuschung, als der Papst nach dem ersten freundlichen "Buongiorno" gleich hinzufügte, dass er weiter erkältet sei und deshalb – wie bereits in der Vorwoche – seine Ansprache nicht selbst vortragen könne. Schon bei diesen wenigen Worten musste er hörbar husten, dann setzte er sich und schwieg.
Seit dem 24. Februar dauert die jüngste Erkrankung des Papstes bereits an. Damals gab Vatikansprecher Matteo Bruni bekannt, dass der Papst wegen einer "leichten Grippe" mehrere Audienzen absagen musste. Am 28. Februar wurde er nach der Generalaudienz ins kirchliche Krankenhaus auf der römischen Tiberinsel gefahren. Es gehört seit zwei Jahren zur großen Gemelli-Klinik, die etliche Kilometer außerhalb liegt; die Abteilung im römischen Stadtzentrum ist auf Diagnostik spezialisiert.
Welche Untersuchungen dort durchgeführt wurden und mit welchem Befund, teilte der Vatikan diesmal jedoch nicht mit. Bereits drei Monate zuvor hatte Franziskus sich auf der Tiberinsel durchchecken lassen. Bei einer Computertomographie sei eine Entzündung der Atemwege, aber keine Lungenentzündung festgestellt worden, so die damalige Mitteilung aus dem Vatikan. Kurz darauf sagte der Papst eine geplante Flugreise nach Dubai zum Weltklima-Gipfel ab.
Keine dauerhafte Erholung
Es folgten einige Auftritte, bei denen er sich bei winterlicher Witterung nicht ins Freie wagte; selbst das traditionell vom Fenster im Apostolischen Palast vorgetragene Mittagsgebet wurde aus der päpstlichen Residenz in Santa Marta live übertragen. Dauerhaft erholt hat sich Franziskus seither nicht mehr.
Zwar stand er die anstrengende Abfolge von Feiertagen und Empfängen um Weihnachten und Neujahr gut durch und absolvierte auch wieder Auftritte unter freiem Himmel. Die lange Weihnachtsbotschaft zum Segen "Urbi et orbi" las er mit fester Stimme vom Segensbalkon des Petersdoms aus. Aber bereits am 12. Januar musste er wieder aufs Vortragen einer Rede verzichten – "wegen einer Bronchitis".
Nur zwei Tage später sprach er in einem Fernsehinterview jedoch von Reiseplänen, die ihn bis in die Pazifikregion sowie nach Argentinien führen sollten. Es folgten rund sechs Wochen, in denen er sich zu stabilisieren schien. Einen Auftritt voller Vitalität hatte er am 11. Februar, als er die argentinische Wanderpredigerin "Mama Antula" im Petersdom heiligsprach und danach den eigens angereisten Präsidenten seines Heimatlandes, Javier Milei, herzlich begrüßte. Doch schon zwei Wochen später zeigte sich ein erneuter Infekt, dessen Folgen weiterhin anhalten.
Aus dem Vatikan war zu hören, ein Mediziner dort habe schon zu Beginn der neuen Gesundheitskrise die Sorge geäußert, dass der 87-Jährige das Jahr vielleicht nicht überleben werde, wenn er sich nicht besser auskuriere. Das strenge Machtwort des Gemelli-Chefchirurgen Sergio Alfieri, der Franziskus im vergangenen Juni im Bauchraum operierte, scheint nicht mehr zu wirken. Nach dem schweren Eingriff hatte Alfieri dem Papst damals eine ausreichende Rekonvaleszenz-Phase befohlen, so dass der einige Wochen später beim Weltjugendtag in Lissabon wieder mitreißende Predigten halten konnte.
Begleitet wurde das neuerliche gesundheitliche Auf und Ab seit Dezember von kirchenpolitischen Turbulenzen. Die vom Papst bewilligte Vatikan-Erklärung zum kirchlichen Segen für Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen sorgte in vielen Ländern für Spannungen; vor allem afrikanische Bischöfe gingen auf Distanz. In der vergangenen Woche sorgte dann ein Papier von Kardinälen und Bischöfen für Unruhe, in dem das laufende Pontifikat scharf kritisiert und ein konservativer Kurswechsel in der Kirchenführung gefordert wurde. Zudem kursieren Gerüchte und Vorschläge, wie die Wahlordnung für das Konklave zu ändern wäre, damit die nächste Papstwahl auch im Zeitalter von "Fake News" und Social-Media-Kampagnen unbeeinflusst und ohne nachträgliche Anfechtungen erfolgen kann. Eine Änderung der Wahlordnung kann aber nur der amtierende Papst in Kraft setzen.