"Happy Ramadan" – eine Chance für die Religionsfreiheit
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Das Menschenrecht auf Religionsfreiheit könnte von einem gemeinsamen Einsatz aller Religionen hier im Land immens profitieren. Denn, dass Deutschland zunehmend multireligiös wird, ist dafür eine echte Chance. Wir müssen sie nutzen. Zwei Beobachtungen mögen das verdeutlichen.
Die gegenwärtige öffentliche Beleuchtung zum islamischen Fastenmonat Ramadan in Frankfurt und Köln ist wunderbar. Über Halbmonde, Sterne oder Schriftzüge wie "Happy Ramadan" freuen sich muslimische Bürgerinnen und Bürger. Was ihnen wichtig ist, wird öffentlich sichtbar. Das ist in einer offenen Gesellschaft, in der das Menschenrecht auf Religionsfreiheit für alle gleichermaßen gilt, ein Zeichen von Normalität. Warum sollten in einer multireligiösen Gesellschaft neben Ostern oder Weihnachten nicht auch islamische Feste im Straßenbild präsent sein?
Weitergedacht: Warum sollten sich Muslime, Christen und Angehörige anderer Religionen aus Europa nicht auch gemeinsam beispielsweise für Weihnachtsschmuck in den Innenstädten mehrheitlich muslimischer Staaten einsetzen? Das wäre für das Menschenrecht auf Religionsfreiheit weltweit innovativer als die bloße Rede vom vermeintlichen Untergang des christlichen Abendlandes, die hierzulande als Reaktion auf die Beleuchtung zum Ramadan erwartbar ist. Denn Identitätspolitik hat die Religionsfreiheit in der Vergangenheit nicht vorangebracht.
Richtig gefreut haben mich vor wenigen Tagen Freispruch und Freilassung der pakistanischen Brüder Rocky und Raja Masih. Die beiden Christen waren wegen angeblicher Verunglimpfung des Korans denunziert worden. Islamistische Mobs nutzten diese Anschuldigung Mitte August 2023, um die Häuser und Kirchen eines christlichen Wohnviertels in der Stadt Jaranwala in Schutt und Asche zu legen. Im November konnte ich Jaranwala besuchen, die Zerstörungen sehen und mit den Menschen sprechen. Beeindruckt haben mich zwei Dinge: die Treffen mit den Angehörigen der beiden Männer und der Einsatz von Menschenrechtsaktivisten, die die Brüder Rocky und Raja Masih bis heute begleiten. Die Solidarität aus Deutschland hat sie ungeheuer ermutigt.
Auch hier weitergedacht: Es würde Angehörigen religiöser Minderheiten in Pakistan wie andernorts helfen, wenn sich auch Muslime aus Europa mit guten Verbindungen in die jeweiligen Länder für sie einsetzten. Das ist die Zukunft des Engagements für Religionsfreiheit.
Der Autor
Pfarrer Dirk Bingener ist Präsident des Internationalen Katholischen Hilfswerkes missio Aachen und des Kindermissionswerkes "Die Sternsinger" in Aachen.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.