Nach Veto gegen Journalistin: GKP kritisiert Schweizer Bischöfe
Die Gesellschaft Katholischer Publizistinnen und Publizisten Deutschlands (GKP) hat mit "Verwunderung und Erschrecken" auf das Veto der schweizerischen Bischöfe gegen die Berufung der Journalistin Annalena Müller zur neuen Direktorin des Katholischen Medienzentrums in Zürich reagiert. "Wir bedauern dieses Veto und erklären uns solidarisch mit unserer Kollegin. Offenbar wünschen die Bischöfe keine unbequeme Journalistin, die ihre Aufgabe im systemimmanenten Spannungsfeld zwischen redaktioneller Unabhängigkeit und Loyalität gegenüber dem kirchlichen Arbeitgeber als ein wachsames, kritisches Gegenüber wahrnimmt", erklärte die GKP am Freitag.
Wie zuerst das Schweizer Internetportal blick.ch berichtet hatte, haben die Bischöfe des Landes Müller am 8. März das notwendige "Nihil obstat" (Unbedenklichkeitserklärung) für die Berufung als Direktorin des Medienzentrums trotz einer zuvor einstimmigen Wahl durch den Vorstand des Zentrums verweigert. Müller, die derzeit als Chefin vom Dienst beim katholischen Internetportal kath.ch und damit bereits im Katholischen Medienzentrum arbeitet, bestätigte bei X die Berichterstattung der Zeitung. Laut blick.ch hat Müller die Bischöfe in der Vergangenheit "regelmäßig in Wallung" gebracht. Unter anderem hätten die Bischöfe verärgert auf eine Artikel-Serie der Journalistin zur Jungfräulichkeit Marias reagiert. Schlecht seien auch Artikel Müllers zum katholischen Missbrauchskomplex angekommen.
Die GKP kritisierte am Freitag, dass die Bischöfe der Schweiz statt eines konstruktiven Umgangs mit Kritik "mit einer klerikalen Machtgeste reagiert" hätten. "Wir halten es für unerlässlich, dass sie als Auftraggeber des Katholischen Medienzentrums ihre Kriterien für die Erteilung oder Verweigerung eines 'Nihil obstat' offenlegen, um Intransparenz und Machtmissbrauch zu verhindern", forderte der Verband. Journalistische Unabhängigkeit sei auch für die Arbeit kirchlicher Medien essentiell. "Deren Redaktionsfreiheit muss uneingeschränkt gewährleistet sein, damit sie ihrem Publikum weiterhin ein glaubwürdiges journalistisches Angebot machen können." Auch deshalb, so die GKP, sollten sich die Bischöfe klar und unmissverständlich zu einem unabhängigen Journalismus bekennen. (stz)