"Hat es in der Kirche jemals eine Zeit gegeben ohne Glaubenskrise?"

Bischof Meier: Krise der Kirchen auch als Chance begreifen

Veröffentlicht am 16.03.2024 um 09:26 Uhr – Lesedauer: 

Augsburg ‐ Alle reden davon, dass sich die Kirchen in einer riesigen Krise befinden. "Augen zu und durch" sei aber die falsche Reaktion, findet Bischof Meier. Stattdessen müsse man Chancen nutzen, die sich trotz der Probleme böten.

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Augsburgs Bischof Bertram Meier ruft dazu auf, die Krise der Kirchen auch als Chance zu begreifen. Glaubwürdig seien Christen aber nur, wenn sie sich auch zu ihren eigenen Unsicherheiten bekennen, sagte er am Freitag in einem ökumenischen Gottesdienst in Augsburg bei der Jahrestagung der Gesellschaft katholischer Publizistinnen und Publizisten (GKP). Er dankte allen Medienvertretern für die kritische Berichterstattung, denn nur diese könne den Kirchen auf ihrem Weg helfen und sie weiterbringen. Konstruktive Kritik sei wichtig beim immerwährenden Ringen um die Wahrheit.

Meier predigte in dem Gottesdienst über das Evangelium, in dem Jesus mit den Jüngern auf stürmischer See unterwegs war und ihnen die Angst nehmen wollte mit den Worten: "Habt Mut, ich bin es, fürchtet euch nicht". Auch heute hätten die Männer am Ruder oft Angst, so Meier – im Großen wie im Kleinen. An Jesus zu glauben und an ihm das persönliche Leben festzumachen, bedeute "keine Existenz auf sanften Ruhekissen. Im Gegenteil: Der Kurs der Kirche führt über die stürmische See."

Nachfolge Christi "abenteuerliche Safari"

Die Krise der Kirchen und auch des persönlichen Glaubens bei vielen Menschen sei aber kein Grund, "im Boot der Kirche Untergangsstimmung zu schüren", fügte der Bischof hinzu. Oft frage er sich auch: "Hat es in der Kirche jemals eine Zeit gegeben ohne Glaubenskrise? Streuen wir uns nicht Sand in die Augen, wenn wir von der guten alten Zeit träumen?" Meier fragte weiter, ob man kritische Menschen von heute zum Glauben bewegen könne, "wenn ich fortwährend nur den Bärenstarken und den Felsenfesten spiele?" Glaubwürdiger sei, auch die eigenen Wunden und Zweifel zu benennen.

Der Bischof ergänzte, der Weg in der Nachfolge Christi sei keine bequeme "Sightseeing-Tour", sondern eine "abenteuerliche Safari; keine romantische Kreuzfahrt, sondern mitunter ein anstrengender Kreuzweg". Jede Krise sei aber auch eine Chance, so Meier. Denn Jesus "steht zu denen, die den Aufbruch wagen zum anderen Ufer".

Den Gottesdienst bei der GKP-Tagung zum Thema Ökumene leiteten neben Meier die ehemalige Erzbischöfin von Uppsala (Schweden), Antje Jackelen, und der Vikarbischof der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland, Emmanuel von Christoupolis. (KNA)