Befragung zeigt hohes Maß an Solidarität

Umfrage: Religiöse Menschen spendenbereiter und engagierter

Veröffentlicht am 20.03.2024 um 14:49 Uhr – Lesedauer: 

Hamburg ‐ In Krisensituationen zeigen die Deutschen ein starkes solidarisches Verhalten – durch ehrenamtliches Engagement oder Spendenbereitschaft. Nun zeigt eine Befragung der Bertelsmann Stiftung, wie es bei religiösen Menschen aussieht.

  • Teilen:

Religiöse Menschen sind laut einer Umfrage spendenfreudiger als andere. So spendeten im Jahr 2022 rund 71 Prozent der Christen und 69 Prozent der Muslime für wohltätige Zwecke – im Vergleich zu 59 Prozent ohne Religionszugehörigkeit, wie aus dem aktuellen Religionsmonitor der Bertelsmann Stiftung hervorgeht, der der "Zeit" (Donnerstag) vorliegt. Auch die Bereitschaft, Flüchtlingen zu helfen, ist demnach groß. Allerdings lasse sich hier eine Bevorzugung von Schutzsuchenden der eigenen Religion ablesen. So gaben 82 Prozent der Christen an, vor allem Ukrainern helfen zu wollen, 88 Prozent der Muslime würden vor allem Syrer unterstützen.

Ehrenamtlich engagieren sich unter religiös gebundenen Menschen demnach 31 Prozent, fast doppelt so viele wie unter den Nichtreligiösen (17 Prozent). Dabei sei für religiös orientierte Menschen die ehrenamtliche Arbeit von Natur aus näherliegend, schreibt Studienleiterin Yasemin El-Menouar in der "Zeit". "Religiöse Gemeinden bieten niedrigschwellig und ganz selbstverständlich die Möglichkeit, sich sozial zu engagieren."

Positive Auswirkung von Religionen

Religionen wirkten sich oft positiver auf die Gesellschaft aus als gedacht, so El-Menouar. "Man kann sagen: Der Glaube fördert solidarisches Verhalten." Zugleich warnte die Islamwissenschaftlerin davor, dass in einer zunehmend säkularen Gesellschaft die Vorbehalte gegen Religionen im Allgemeinen, aber auch gegen religiöse Gruppen verstärkt werden könnten. So handelten Debatten über Religionen – insbesondere den Islam – zumeist noch von Problemen. "Gelungene Beispiele für Religiosität und erfolgreiche (inter-)religiöse Initiativen müssen stärker sichtbar werden, damit negative Stereotype über Religion aufbrechen", forderte El-Menouar. Dadurch könne antidemokratischen Bestrebungen entgegengewirkt sowie der Zusammenhalt gestärkt werden.

Generell zeige die Befragung ein hohes Maß an Solidarität in der deutschen Gesellschaft. Insbesondere in Krisensituationen zeigten die Deutschen ein starkes solidarisches Verhalten. So gaben 73 Prozent der Befragten an, bei einer Flutkatastrophe wie der im Ahrtal wieder spenden zu wollen, 63 Prozent würden auch bei einem Erdbeben in einem anderen Land, wie in der Türkei und Syrien, spenden. Auch hier liege die Spendenbereitschaft bei religiösen Menschen jeweils etwa 10 Prozentpunkte höher. Für den Religionsmonitor wurden den Angaben zufolge knapp 11.000 repräsentativ ausgewählte Menschen in Deutschland befragt. Die vollständige Studie veröffentlicht die Bertelsmann Stiftung am Donnerstag. (KNA)