Seewald widerspricht Franziskus: Benedikt war kein "Übergangspapst"
Der Autor Peter Seewald hat der Bewertung von Papst Benedikt XVI. (2005-2013) als "Übergangspapst" durch dessen Nachfolger Franziskus widersprochen. Benedikt XVI. habe in den knapp acht Jahren seines Pontifikats "entscheidende Weichen" gestellt und als Papst Geschichte geschrieben, sagte Seewald, der 2020 eine Biografie über Benedikt XVI. veröffentlicht hatte, am Montag in einem Interview der "Katholischen SonntagsZeitung für das Bistum Regensburg" (Ausgabe dieser Woche).
"Viele der Reformen, die Papst Franziskus Popularität bescherten, wurden in Wahrheit von Benedikt XVI. ins Werk gesetzt", so Seewald weiter. Als Beispiele nannte er unter anderem die Einführung offener Bischofssynoden und den Umbau des vatikanischen Finanzwesens. "Hinzu kommt: Er gilt als der größte Theologe, der jemals auf dem Stuhl Petri saß, und als der Kirchenlehrer der Moderne." Benedikt XVI. habe dafür gesorgt, dass das Schiff Petri auf Kurs geblieben sei. "Nicht zuletzt hat sein Rücktritt, der erste eines wirklich regierenden Pontifex, das Papsttum verändert, wie es in der Neuzeit noch nie verändert wurde. Ein 'Übergangspapst'? Na ja", erklärte Seewald.
Franziskus: Nach Johannes Paul II. war zunächst kein Wandel möglich
In einem jüngst veröffentlichten Interviewbuch mit dem Vatikan-Korrespondenten der spanischen Zeitung "ABC", Javier Martinez-Broca, hatte Franziskus mit Blick auf das Konklave 2005 gesagt, dass man nach den Umwälzungen unter Johannes Paul II. (1978.2005), der als Papst enorm dynamisch gewesen sei, einen Papst gebraucht habe, "der ein gesundes Gleichgewicht bewahrt, einen Übergangspapst". Joseph Ratzinger sei vor diesem Hintergrund der einzige gewesen, "der zu dieser Zeit Papst sein konnte". Er selbst, so Franziskus, hätte – sofern er damals schon zum Papst gewählt worden wäre – nichts bewirken können. Damals sei kein Wandel in der Kirche möglich gewesen.
Seewald sagte mit Blick auf die Aussagen von Franziskus, dass dieser "immer zweigleisig" fahre. Einmal lobe er Benedikt und bezeichne ihn sogar als "großen Papst", dann wiederum mache er ihn klein, nenne ihn Großvater, väterlichen Freund oder eben "Übergangspapst". Diese Zweigleisigkeit erkläre sich dadurch, dass Franziskus von Anfang an "aus der Kontinuität der Päpste" ausbrechen und Chaos habe anrichten wollen. "Wer der Herr im Hause ist, zeigte er demonstrativ mit der Schleifung des von Benedikt liberalisierten Zuganges zur Alten Messe. Der emeritierte Papst musste davon aus der Zeitung erfahren. Dies zum angeblich 'herzlichen Verhältnis' der beiden", so Seewald weiter. (stz)